Tutorial: Schnitzen eines Spindelstabs aus Holz

  • Tutorial: Schnitzen eines Spindelstabs aus Holz

    IMG_20230118_003416.jpg

    Um einen Spindelstab aus Holz anzufertigen, benötigt man nicht viel.

    An Werkzeugen reicht schon ein scharfes Messer. Alleine damit kann man die Holzoberfläche bereits sehr glatt und eben bearbeiten. Für die Feinarbeit Schleifpapier, ich verwende gerne eine Körnung von 240/600/1200.

    Das Stück Holz für die Spindel sollte natürlich möglichst gerade sein.

    Wer es sich einfach machen will, nimmt als Ausgangsmaterial ein Rundholz. Die gibt es im Baumarkt als Meterware in verschiedenen Durchmessern.

    Wer es lieber etwas authentischer mag, der spaltet sich ein passendes Stück von einem Holzscheit ab. Achtet darauf, dass sich im Holz an der Stelle keine Äste oder Biegungen befinden.

    Compress_20230118_210247_7594.jpg

    Für meine Spindel habe ich ein Stück Eiche genommen, gut 20 cm lang und ca. 1 x 1 cm dick.

    Im ersten Arbeitsschritt schnitzt man das Holz rundum grob in eine möglichst runde Form. Arbeitet dabei mit der Faser des Holzes, nicht dagegen. So vermeidet Ihr, dass zum Beispiel Nadelholz versehentlich gespalten wird.

    Compress_20230118_210248_8033.jpg

    Eine Spindel besitzt eine dezentrale Verdickung und läuft von da aus auf beiden Seiten konisch zu. Auf das kürzere Ende lassen sich so später verschieden große Spinnwirtel aufstecken.

    Bei meinem Beispiel hier befindet sich die dickste Stelle ungefähr bei einem Viertel der Gesamtlänge.

    Compress_20230118_210248_8881.jpg

    Lasst im nächsten Schritt die beiden Enden der zukünftigen Spindel dünn auslaufen. Achtet dabei darauf, die Spindel möglichst symmetrisch entlang der Längsachse zu schnitzen, so dass sie sich hinterher stabil drehen kann.

    Compress_20230118_210246_6648.jpg

    Wenn die endgültige Form erreicht ist, könnt Ihr an das Versäubern gehen. Setzt das Messer mit der Klinge senkrecht auf das Holz auf und schabt vorsichtig in langen Zügen bis zu den Enden feine Späne ab. Beginnt dabei jedesmal von der dicksten Stelle aus. Hierdurch wird die Oberfläche bereits sehr glatt.

    Testet regelmäßig, ob der/die Spinnwirtel aufgesetzt werden können und nehmt so lange Material weg, bis alles passt.

    IMG_20230118_204353.jpg

    Als nächstes habe ich meine Spindel mit einem feinen Muster versehen. Hierbei habe ich mich an einem Fund aus der frühmittelalterlichen Wurt Elisenhof orientiert.

    So ein Muster ist relativ selten, die meisten mir bekannten Spindeln sind schlicht und unverziert.

    Ihr könnt also diesen und den nächsten Schritt ruhig überspringen.

    Compress_20230118_210246_6046.jpg

    Um das Muster besser sichtbar zu machen, habe ich rußgeschwärztes Bienenwachs in die Vertiefungen gerieben. Wenn man diese dabei mit der Hand und durch Reibung erwärmt, verbindet sich das Wachs gut mit dem Holz.

    Compress_20230118_210244_4705.jpg

    Durch die Schnitte ist das Holz an diesen Stellen sehr rau geworden und muss nun wieder gut geglättet werden. Das habe ich der Einfachheit halber mit Schleifpapier gemacht.

    Angefangen habe ich mit einer 240er Körnung, danach 600, und den Feinschliff mit 1200.

    Am Ende ist der Spindelstab dann seidenglatt.

    Auch wenn Ihr kein Muster in die Spindel geschnitten habt, solltet Ihr die Oberfläche dennoch mit Schleifpapier sorgfältig bearbeiten. Schließlich sollen beim Spinnen später keine Fasern am Holz hängen bleiben.

    Compress_20230118_210245_5439.jpg

    Als letzter Schritt wird das Holz noch geölt. Ein paar Tropfen Öl in die Handfläche geben und dann gut in das Holz einmassieren. Ruhig mehrfach wiederholen, bis das Holz kein Öl mehr aufnimmt. Mit einem weichen Tuch die Spindel noch polieren - fertig.

    IMG_20230118_003416.jpgIMG_20230118_205702.jpg

    Nun nur noch Euren Lieblings-Spinnwirtel aufsetzen und loslegen 🙂

    Zeitaufwand: rund 90 Minuten Handarbeit, ideal für 'nebenbei abends beim Fernsehen'.

  • ideal für 'nebenbei abends beim Fernsehen'.

    ...und wie hast Du Deiner Frau die Holzspäne im guten Wohnzimmerteppich erklärt...?
    Aber irgendwie war mir ja schon nach dem Post von Maren klar wer da jetzt postwendend im Bastelkeller verschwindet. ;)

    Spaß beiseite: ein tolles Stück...um das ich Dich ein bisschen beneide.

    It´s not worth doing something unless someone, somewhere, would much rather you weren´t doing it. (Terry Pratchett)

  • Dieses Thema enthält 4 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!