Posts by Hendrik1975

    Tolles und spannendes Thema 😊

    Besonders interessant finde ich allerdings die ersten Kommentare. Silvia hatte ganz klar geschrieben:

    Damit meine ich nicht sie vorsätzlich kaputt zu machen oder schmutzig, sondern ob man der Kleidung die berufsbedingten Abnutzungsspuren verleiht die sie hätte, würde man sie tatsächlich verschleißen.

    Dennoch kamen direkt im Anschluss die klassischen Narrative mit alter und abgeranzter Kleidung, jeder würde doch lieber in neuen Klamotten rum laufen, 'weathering' als absolutes No-Go, etc. Und das wohlgemerkt nicht in einer GroMi-Diskussion bei Facebook, sondern intern unter erfahrenen und langjährigen Hobbyisten.

    Und damit meine ich nicht die Meinungen als solche, sondern die Rezeption und Interpretation des von Silvia geschriebenen. Die Frage war klar und eindeutig formuliert, ist aber - selbst hier und unter uns - mehrfach falsch aufgenommen und beantwortet worden.

    Schneidewind hat es mit seinen Ausführungen sehr gut auf den Punkt gebracht 👌

    Typische Gebrauchsspuren gehören zur Kleidung einfach dazu, das ist heute auch nicht anders. Nur wird immer noch viel zu oft 'Gebrauchsspur' mit 'abgenutzt und schäbig' assoziiert. Und das muss erstmal aus den Köpfen raus, denn es ist grundlegend falsch.

    Gerade auch für meine Darstellungen finde ich dieses Thema super spannend. Ich komme nur sehr selten zu irgendwelchen Veranstaltungen, und meine Klamotten haben überhaupt keine Chance, auch nur ansatzweise realistische Gebrauchsspuren zu entwickeln. Deswegen versuche ich immer, allem zumindest ein kleines bisschen used-Look zu verleihen. Gibt mir ein besseres Gefühl in den Klamotten.

    Ja, natürlich haben auch die Leute damals immer mal wieder sehr gerne neue Sachen gehabt, und die durften sicher auch neu aussehen. Aber es ist - genau wie heute - recht unrealistisch, wenn alle Kleidungsstücke und Accessoires komplett und gleichzeitig nagelneu sind. Sowas hatte ich zuletzt bei meiner Hochzeit, ansonsten ist es immer ein Mix zwischen alt und neu.

    Und das ist eben auch ein riesiger Unterschied in der Darstellung. Wenn alles gleichzeitig nagelneu ist und auch so aussieht, dann wirkt das in meinen Augen einfach nicht sehr authentisch.

    Grimmbold - ich habe Deine Frage eben erst gesehen, deswegen sorry für die späte Antwort.

    Der römische Arzt Aulus Cornelius Celsus schreibt dazu im ersten Jahrhundert n. Chr. in seinem Werk 'De Medicina':

    "Es muss verhindert werden, dass entweder ein übermäßiger Blutverlust oder eine Entzündung den Tod verursacht. Wenn wir einen Blutverlust befürchten, was sich aus der Lage der Wunde, ihrer Größe und der Stärke des austretenden Blutes erkennen lässt, sollte die Wunde mit trockenen Tüchern gefüllt und darüber ein Schwamm, der in kaltem Wasser ausgewrungen wurde, aufgelegt und mit der Hand festgedrückt werden.

    Wenn das Blut dadurch nicht ausreichend stillsteht, müssen die Binden häufiger gewechselt werden, und wenn die trockenen nicht ausreichend wirken, sind sie mit Essig zu befeuchten. Dieser ist stark darin, das Blut zu stillen; deshalb gießen manche ihn direkt in die Wunde. Doch hier besteht eine weitere Gefahr: Wenn die Flüssigkeit zu stark zurückgehalten wird, kann dies später eine schwere Entzündung verursachen.

    Aus diesem Grund sollte auf ätzende oder brennende Mittel verzichtet werden, die Schorf bilden, auch wenn viele davon Blutungen stillen. Wenn jedoch auf solche Mittel zurückgegriffen wird, sollten milder wirkende bevorzugt werden.

    Falls auch diese Maßnahmen gegen den Blutfluss nicht ausreichen, müssen die blutenden Gefäße ergriffen und an zwei Stellen um die Verletzung herum abgebunden und durchtrennt werden, damit sie sich von selbst verschließen und ihre Enden verschlossen bleiben. Falls auch dies nicht möglich ist, können die Wunden mit glühendem Eisen ausgebrannt werden."

    (De Medicina, Buch V, Kapitel 27, Abschnitt 21)

    Relevant sind hier besonders der erste und der letzte Abschnitt. Im ersten wird letztlich ein Druckverband beschrieben, im letzten das direkte Abbinden von verletzten Gefäßen. Auch adstringierende Substanzen wie Essig (und an anderer Stelle u.a. auch Grünspan, Alaun und verschiedene Harze) sind bekannt und werden verwendet.

    Kleine römische Talglampe

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    Das Formenspektrum der römischen Lampen ist sehr vielfältig. Neben den sehr beliebten und bekannten Öllampen gab es auch zahlreiche Modelle zum verbrennen von Talg.

    Meine Talglampe habe ich einem Fund aus Oberaden (zu finden im LWL Römermuseum in Haltern am See) angelehnt. Das Original ist aus Eisen, für meine Lampe habe ich Messing verwendet.

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    Die Grundform ist aus 1mm dickem Blech geschnitten. Mit einem Rundkopfhammer habe ich die Vertiefung und die Seitenwände heraus getrieben. Auch wenn es eine sehr zeitintensive Arbeit ist, finde ich es jedesmal aufs neue faszinierend, wie nach und nach aus einem flachen Blech ein dreidimensionales Objekt entsteht.

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    Der Griff ist beim Original nicht erhalten. Bei etlichen Vergleichsfunden ist der Griff in Form eines Halbmondes gestaltet, also habe ich mich daran orientiert.

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    Ein eher außergewöhnliches kleines Detail ist der Dochthalter, der sich nur gelegentlich bei den metallenen Talglampen findet. Mit ihm soll der Docht mittig im Talg gehalten werden. Fand ich spannend, habe ich deswegen bei meiner Rekonstruktion ergänzt, auch wenn er beim Original aus Oberaden fehlt.

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    Statt Talg habe ich hier für meine heimische Verwendung erstmal weißes Wachs gewählt. Der Docht besteht aus vier verzwirnten Fäden Leinengarn. Damit ergibt sich eine schöne kleine sparsame Flamme, die relativ lange konstant brennt.

    Zeitaufwand: gute 4 Stunden, davon der größte Teil für die Treibarbeiten

    Über die Feiertage war zwischendurch auch ein wenig Zeit, weiter an meinem Codex zu arbeiten.

    Die Grundidee war ja: Der angehende Capsarius schreibt sich das Gelernte zum späteren Nachlesen in seinem Codex auf. Soweit so gut. Nur wird er das vermutlich nicht direkt getan haben, sondern er dürfte sich erst mal Notizen gemacht haben, um die dann später 'ins Reine' zu schreiben.

    Denn letztlich sind die lateinischen Buchstaben, wenn sie sorgfältig mit Tinte und Feder auf Papyrus geschrieben werden, nicht wirklich gut für schnelle Notizen geeignet. Ganz im Gegenteil - meine ersten Versuche haben mir gezeigt, dass das Ganze enorm entschleunigt, weil das Schreiben durch die verwendeten Materialien völlig anders ist, als wir es von heute mit modernen Schreibutensilien gewohnt sind.

    Aber die Römer haben auch schnell geschrieben. Dann jedoch nicht in den für Dokumente verwendeten Capitalis-Varianten, sondern in der eigens für Notizen gebräuchlichen Kursivschrift. In meinem Fall die ältere römische Kursive, die ca. vom ersten bis vierten Jahrhundert verwendet wurde.

    Ich habe sie zum Test einmal mit Tinte auf Papyrus und auf einer Wachstafel mit einem Stylus geschrieben.

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    Oh ja, die Kursive schreibt sich deutlich schneller und flüssiger. Die meisten Buchstaben sehen zwar ganz anders aus als gewohnt, sind aber nach ein paar Versuchen sehr intuitiv zu schreiben. Kleiner Nachteil - wie bei unseren heutigen Handschriften tut man sich manchmal sehr schwer, die Kritzeleien wieder zu entziffern 🤪

    Wen es interessiert (und wer die Cursiva lesen kann und des Lateinischen mächtig ist) - hier ein paar kurze Passagen aus Aulus Cornelius Celsus 'De Medicina' 😊

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    Was mich wiederum zu der Frage bingt warum sich hier jemand anmeldet um dann doch null zum Forum beizutragen. Wo liegt da der Sinn drin? :/

    Genau dieses Thema hatte ich vor exakt einem Jahr schon mal angesprochen.

    Manche melden sich an, stellen sich vor, und danach hört man nie wieder was von denen. Bei denen man aber weiß, dass sie mitlesen. Nur sie schreiben halt nie was. Weder als eigenen Beitrag, noch als Kommentar.

    Mag sein, dass das privat die liebsten und nettesten Menschen sind. Aber für ein so kleines Forum wie uns ist das völlig nutzlos.

    Ein Forum lebt von der Interaktion und der Beteiligung aller Mitglieder. Das ist ein Mitmach-Format. Wer Frontalberieselung sucht, der wird auf diversen YouTube Kanälen und in Blogs fündig. Aber in einem Forum, was immer noch im Aufbau ist, helfen solche stillen Mitglieder echt nicht weiter.

    Der Verschluss der ersten Tasche ist typisch für die Steppennomadischen Reitertaschen aus dem Frühmittelalter bzw. die davon abgeleiteten 'Birka'-Taschen der Wikingerzeit. Ist simpel gemacht, und sichert den Deckel der Tasche gleichzeitig hervorragend gegen unbeabsichtigtes Öffnen oder Langfinger.

    Das Schnittmuster ist einfach:

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    Ein Vorderteil, ein kombiniertes Teil aus Rückseite und Deckel, und ein langer Streifen, der die Dicke der Tasche bestimmt. Streifen entlang der gestrichelten Linie mit der Rückseite vernähen, ebenso mit der Vorderseite.

    Für den Verschluss einen Streifen Leder mittig hinten an der Tasche annähen, eine Schlaufe nach oben bilden und vernähen (da kommt später Dein Gürtel durch), und den Rest nach vorne über den Deckel führen.

    Aus dem gleichen Streifen auf das Vorderteil (nicht den Deckel) ein Stück aufsetzen (quasi die 'Öse') und an den Seiten vernähen, so dass der Streifen bequem durchpasst.

    An der gleichen Stelle im Deckel eine rechteckige Öffnung schneiden, durch die diese aufgenähte 'Öse' hindurch passt. Also Deckel schließen, Öse durch das Loch, und den Verschlussstreifen von oben durch ziehen.

    Hält wirklich richtig gut.