Bronze-Würfel aus Füsing

  • Bronzewürfel aus Füsing

    Material: Kupferlegierung / Bronze

    Abmessungen: ca. 1,4 cm Kantenlänge

    Zeit: ca. 700 - 1.000 n.Chr.

    Anspruch: fundnah / belegorientiert

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    Die Wikingerzeitliche Siedlung Füsing wurde 2003 entdeckt. Sie befindet sich in Sichtweite von Haithabu und Schleswig an der Schlei, und war von ca. 700 - 1.000 n.Chr. besiedelt.

    Ihre enge Verbindung zu und mit Haithabu wird u.a. in ‘Studien zu Haithabu und Füsing’ beschrieben, dem 16. Band zur Ausgrabung in Haithabu.

    Hier wird unter der Fundnummer 1255 auch ein kleines, von der Beschreibung her recht unscheinbares Objekt aufgeführt:

    “1255 - Gewicht; Kupferlegierung; massives, würfelförmiges Gewicht; Punzmarkierungen”

    Eine Zeichnung zeigt die 6 Seiten des würfelförmigen ‘Gewichts’, sowie die entsprechenden Punzmarkierungen. Diese unterscheiden sich sehr deutlich von allen anderen mir bekannten Markierungen auf Gewichten.

    Jede Seite des ‘Gewichts’ verfügt über eine andere Anzahl an Markierungen. Von einer einzelnen Markierung bis zu sechs Markierungen ist jede Zahl genau einmal vertreten.

    Auch ist die Form des ‘Gewichts’ nicht wie bei vergleichbaren Gewichten kubooktaedrisch, sondern gleicht einem leicht abgeflachten Würfel (siehe Zeichnung).

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    Die Ähnlichkeit zu einem Spielwürfel ist derart groß, dass ich starke Zweifel an der beschriebenen Klassifizierung des Objekts als ‘Gewicht’ habe.

    Interessanterweise ist als Material nicht ‘Bronze’ angegeben, sondern ‘Kupferlegierung’. Den gleichen Begriff findet man auch in aller Regel in der englischsprachigen Literatur, wo meist ‘copper alloy’ statt ‘bronze’ verwendet wird.

    Dies ist auch im Grunde die korrekte Definition. Zur damaligen Zeit dürften wohl kaum die heute üblichen genormten Legierungen verwendet worden sein, sondern je nach Schmied eine individuelle Mischung aus Kupfer, Zinn, und eventuell noch weiteren Metallen.

    Deswegen habe ich es genauso gemacht. Statt fertiger Bronze habe ich ein paar Stücke Kupferrohr, etwas Zinn, und ein paar Reste von ‘Kupfer-mit-irgendwas’ in einem Tiegel zusammen geschmolzen und in Ölsand zu einem würfelförmigen Objekt gegossen.

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    Wir wissen nicht, aus welchem Grund der Würfel abgeflacht ist. Sollten dadurch vielleicht absichtlich bestimmte Würfelergebnisse bevorzugt bzw. benachteiligt werden? Da wir das Spiel und die Regeln zum Würfel nicht kennen, lässt sich das also schwer beurteilen.

    Um meine Würfel möglichst universell einsetzen zu können, habe ich sie - abweichend vom Fund - als klassische Würfelform mit gleichlangen Seiten geformt.

    Den gegossenen Rohling habe ich zurecht gefeilt, danach die Augen in der gleichen Verteilung wie beim Fund geschlagen, und den Würfel abschließend poliert.

    Weil ich noch Material übrig hatte, habe ich noch ein zweites Exemplar gegossen und mit Punktaugen punziert.

    Fazit: spontanes kleines Fun-Projekt über die Feiertage, und nach meinem Kenntnisstand der einzige dokumentierte Metall-Würfel aus der Wikingerzeit.

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