Topfhelm Typ Dalečín - um 1320

  • Heute möchte ich euch einen weiteren Neuzugang im Bereich der Topf- und Kübelhelme vorstellen. Hierbei handelt es sich um eine Interpretation des sogenannten Typ Daličín-Topfhelmes, der bei Ausgrabungen auf einer Burgruine in der tschechischen Gemeinde Dalečín im Jahre 2008 gefunden wurde.

    Dieser Helmfund zeigte sich nach der Bergung in einem ziemlich intakten Erhaltungszustand und wurde ins erste Viertel des 14. Jhd. datiert. Er ist in der klassischen "Fünf Platten Konstruktion", die für solche Helmtypen in dieser Zeit üblich war, zusammengesetzt. Die Scheitelplatte ist nicht mehr komplett flach ausgeführt, aber auch noch nicht wirklich konisch (wie dann bei späteren Modellen üblich). Sie ist leicht gewölbt konstruiert und wurde mit einem kräftig ausgeformten Grat ausgestattet. Dieser verstärkt die Scheitplatte und lässt zudem Schläge von oben besser abgleiten. Unter solch einem Helm wurde ziemlich sicher eine Hirnhaube (oder frühe Beckenhaube) getragen. Die rechte Wangenplatte verfügt, neben u. a. den zahlreichen Lüftungslöchern, über eine kreuzförmige Öffnung (wie beim Typ Madeln I), die vermutlich den Knebel einer Sicherungs- bzw. Waffenkette aufnahm.


    Am Helm sind, neben der grösseren grob rund ausgeformten Öffnung, die sich auf der linken Wangenplatte gegenüber der kreuzförmigen Öffnung befindet, fünf weitere "Löcher" zu finden.

    Ob diese durch die (vermutlich nach der Gebrauchszeit des Helmes zugefügten) Einwirkung von Armbrustbolzen oder bei der Einwirkung einer Schlagwaffe entstanden sind, oder aber in diesen Öffnungen z.B. gefasster Edelsteinbesatz (wie eine These im Untersuchungsbericht vermutet) bewusst befestigt wurde, wird sich wohl nicht mehr eindeutig klären lassen.
    Einige dieser fünf Öffnungen/Beschädigungen sind von aussen nach innen durch das Material getrieben worden, andere jedoch von innen nach aussen. Ich habe sie nicht mit umsetzen lassen, da ich sie für nachträglich zugefügte Beschädigungen halte.

    So gut wie an jeder Seite dieses Helmes sind zudem im unteren Teil - aus unserer heutigen modernen Sicht eher wahllos angeordnet wirkend - kleinere Lochpaare (bis auf ein einzelnes) angebracht. Auf der rechten oberen Seite der Stirnplatte findet sich ebenfalls noch ein einzeln angebrachtes Loch. Was daran befestigt wurde (je nach Anordnung wäre die Befestigung einer Helmdecke, von Riemen, oder beispielsweise eines Polsters denkbar) bleibt spekulativ. Diese Interpretation wurde "organisch wirkend" gefertigt. Alles wirkt etwas krumm & schief, es gibt sichtbare Hammer- und Bearbeitungsspuren, unzählig unterschiedlich grosse Niete, hier und da kleinere Unsauberkeiten, usw., usw.


    Ich mag den Look sehr und bin dankbar für dieses Stück! Danke an Raino Sommer für dieses "kleine Stück Mittelalter"! Ein weiteres herzliches Dankeschön geht an Mirko Mecke, der mir im Nachgang noch kleinere Anpassungen umsetzte. :thumbup:

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    (Bildquelle: eigenes Bild & pinterest)


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    (Bildquelle: eigene Bilder)

  • Die Handwerkliche Ausführung erinnert sehr stark an den Yarm-Helm. Der macht auch den Eindruck, als wäre er von einem Hobbyisten mal eben auf die Schnelle zusammen gedengelt worden.

    Ansonsten mal wieder ein feines Stück nebst interessanter Hintergrundstory. Helme sind jetzt nicht mehr Schwerpunkt, aber all die Informationen drum herum mag ich immer sehr :)

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