Beiträge von Thomas W.

    Der Kübelhelm, so lautet die waffenkundlerische Bezeichnung dieses Typs, ist um 1300 herum aufgekommen und gilt als direkter Nachfolger des Topfhelmes. Er war in ganz Europa bis in die zweite Hälfte des 14. Jhd. in Gebrauch (im Laufe der zweiten Hälfte des 14. Jhd. dann immer öfter - aber nicht nur - als Turnierhelm) und ist in den Bildquellen sogar noch um 1400 und später zu finden. Aus ihm entwickelt sind dann wiederum der Stechhelm.

    Wie bereits in 2023 angekündigt, wird auch in diesem Jahr meine Helmsammlung stetig weiter ausgebaut. Auch der Bereich der Topf- und Kübelhelme ist davon spürbar betroffen. Hier soll die Entwicklung vom Topfhelm - über den Kübelhelm - bis hin zum Stechhelm (der sich im späten 14. Jhd. aus dem Kübelhelm entwickelte) mit einigen Überarbeitungen, aber auch durch weitere Realien, verbessert und verstärkt werden.

    Aktuell sind zwei bereits vorhandene Kübelhelme ausser Haus und werden umgebaut, bzw. mit einigen Ergänzungen versehen. Ich berichtete euch im ersten Beitrag in diesem Thema bereits Mitte Dezember 2023 davon.

    Der hier gezeigte Helm ist kein Umbauprojekt, sondern bereits der erste Neuzugang für diesen doch eher speziellen Sammelbereich in 2024. Es handelt sich hierbei um eine Interpretation eines frühen Stechhelmes, der noch spürbar an der Optik und Konstrunktionsweise der Kübelhelme angelehnt ist, jedoch bereits deutlich massiver auftritt. Die Vorlage, an der sich dieses Stück hier orientiert, liegt in den Royal Armouries in Leeds, England. Dieser frühe Stechhelm lässt sich in das letzte Viertel des 14. Jhd. datieren und gehörte ursprünglich einem Sir Nicholas Hawberg, der 1407 verstarb. Nach seinem Tod wurde der Stechhelm über seinem Grab in der englischen St. Mary Magdalene Church aufgehängt und verblieb dort bis er nach Leeds ins Museum geholt wurde.

    Der Helm ist aktuell zu ca. 90% fertiggestellt. Ich werde ihn euch sicher zu einem späteren Zeitpunkt - evtl. zwischen seinen Artgenossen - nochmal zeigen.

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    (Bildquellen: Alexej Moskalenko)

    Hier ist links ein älteres Foto aus der Ausstellung im Royal Armouries und rechts eine Konstruktionszeichnung der Vorlage zusehen.

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    (Bildquellen: pinterest)

    (...) und es entwickelten sich in der 2. Hälfte des 13. Jhd. dann schon die frühen langen Schwerter des Types XIIa & XIIIa heraus, die bereits zweihändig geführt werden konnten.

    Vor ein paar Tagen bin ich auf der Festung Königstein mal wieder einer sehr beeindruckenden Waffe begegnet. Einem frühen "langen Schwert", wie es ab dem ausgehenden 13. Jhd. und durch das ganze 14. Jhd. hindurch häufiger Verwendung fand.

    Waffen wie diese hat E. Oakeshott als Typ XIIa/XIIIa klassifiziert und es sind davon doch einige Stücke erhalten. Sie finden sich vor allem im deutschsprachigen Raum, sowie im heutigen Tschechien, in Polen, Österreich, Ungarn und auch in Kroatien in den Museen. Diese Schwerter zeichnen sich durch ihre wirklich kräftigen Klingen aus, die über einen breiten Klingenrücken und über steil und eher kurz auslaufende Schneiden verfügen (ich hoffe man erkennt das auf der Collage etwas).

    Mit Parametern wie diesen eigenen sie sich primär nicht unbedingt dafür, um mit ihnen dünne Tomatenscheiben zu schneiden. Was ich damit sagen möchte ist, dass Klingen wie diese keine "typischen Schnitttestklingen" sind. Das mussten sie im 14. Jhd. aber auch nicht sein, denn hierbei handelt es sich um Schwerter, die gegen gerüstete Gegner bestehen und halten mussten. Nicht um "Gemüsemesser" mit hauchdünn auslaufenden Klingen, die beim ersten Auftreffen auf harte Oberflächen Beschädigungen davon tragen.

    Diese Schwerter sind sehr oft um die 120cm + lang und können in Ausnahmefällen auch die 130cm Marke überschreiten. Ihre Gewichte liegen selten unter 1600g. Sie bewegen sich eher um die 2kg Marke (ca. 1600 bis 2200g) herum!

    Ich zeige euch diese Waffe, weil solche Schwerter viele gar nicht gross auf dem Schirm haben und weil sie bei mir aktuell auch in der Sammlung ein Thema sind.

    Beeindruckende Waffen! Oder was meint ihr?

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    (Bildquelle: eigene Fotos)

    Gerade für Einsteiger, oder Leute die für Rüstzeug nicht zu viel Geld investieren möchten, aber doch etwas in diesem Bereich anschaffen wollen, ist die oben beschriebene Variante eine gute Sache. Bei Eikes regelmässiger Sendung "talk aus der Wachstube" auf YouTube sind wir in einer Folge mal etwas ausführlicher auf dieses Thema eingegangen. Vielleicht helfen die Tipps daraus dem einen oder der anderen irgendwann mal noch etwas weiter.


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    (Quelle: YouTube)

    Mein Interesse für mittelalterliche und frühneuzeitliche Helme ist ungebrochen «leidenschaftlich»! 👍😍 In diesem Jahr sind einige wunderschöne und sehr aufwendige Stücke geplant, die sich teilweise bereits im Bau und in Einzelfällen auch schon kurz vor Fertigstellung befinden.

    Ich gehe allerdings nicht bei jedem Helm «all in», sondern versuche (bereits seit 2012/13 bis heute) auch hin und wieder mit kleinerem Aufwand das ein oder andere Projekt auf einem zufriedenstellenden Niveau umzusetzen. Da ich von den einfacheren Projekten länger keines mehr vorgestellt hab, schreib ich heute gerne mal wieder etwas dazu.

    Mir fehlte in meinem Sammelsurium an hochmittelalterlichen Nasalhelmen noch eine Variante mit einem nach vorn bzw. oben gebogenem Naseneisen. Diese Nasale sieht man in den Bildquellen immer wieder mal. Im spanischen Raum tauchen Helme mit dieser Eigenart bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jhd. auf und sind im Laufe des 12. Jhd. auch im heutigen französischen, italienischen, deutschen und österreichischen Raum, sowie auch in England zu finden. Ob das gebogene Nasal einen Nutzen hatte, oder ob es sich um eine Art Dekoration handelte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Einen daran befestigten bzw. eingehängten Gesichtsschutz sieht man zumindest in keiner dieser Bildquellen. Einige davon hab ich euch mit in die Collage gepackt.

    Ausgangsbasis für dieses Projekt war ein «Helm von Stange», der in diversen Internetshops oft als «Italo-Normannischer Nasalhelm» angeboten wird. Ich habe den Helm second hand erworben und diesen dann nachträglich von einem Handwerker, mit dem ich schon seit meinen Anfängen zusammenarbeite, nach meinen Vorstellungen anpassen lassen. Das Naseneisen wurde umgearbeitet und in die gewünschte Form gebracht. Im Helm wurde das eingeklebte Polster samt der alten Kinnriemen entfernt. Zudem wurden die Kugelkopfnieten entfernt und gegen flach geschmiedete ausgetauscht. Einfache Riemen aus Hirschleder wurden ebenfalls noch angebracht.

    Dieser Helm ist natürlich kein «high end-Produkt». Er zeigt meiner Meinung nach jedoch gut, dass man für einen finanziell sehr überschaubaren Rahmen ein schönes Stück für die Darstellung anfertigen lassen kann, dass man so gestaltet, nicht gleich 5 mal auf ein und derselben Veranstaltung findet.

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    (Bildquellen: eigene Bilder / pinterest / Comthurey Alpinum

    Hier mal noch ein "Wimmelbild" aus einer anderen Perspektive . Bei den Fotos, die ich üblicherweise oben von der anderen Seite her aufnehme, gehen die Schlachtwerter irgendwie immer unter.

    Mitte der Woche zog übrigens die "Nummer 8" bei mir ein und darüber freue ich mich wirklich sehr. Meine Sammlung lagere ich schon seit Beginn in diesen Blankwaffenständern und habe über die Jahre immer mal wieder einen nachgeordert. Bereits 2016 waren sie nicht mehr wirklich lieferbar und es war schwierig, sie zu besorgen. Da diese Ständer aus einem tropischen Holz gefertigt sind (was mir bis April 2023 nicht bekannt war), wurde ihre Herstellung mittlerweile verboten. Exakt diese Ständer sind also nur noch über den Gebrauchtmarkt aufzutreiben, was die Sache nicht einfacher macht.

    Mir war es wichtig, die Ständer alle einheitlich in der gleichen Form und Farbgebung zu haben. Bis der hier voll ist, wird es wohl einige Zeit benötigen. Ja, einige von euch werden jetzt schmunzeln, aber es stimmt tatsächlich. Ich habe alles "gängige" im Bereich der mittelalterlichen Blankwaffen bereits im Bestand und bin bis auf wenige Ausnahmen nur noch an den Exoten dran. Und das dauert seine Zeit... das ich irgendwann mal noch einen weiteren benötige, kann ich natürlich trotzdem nicht ausschließen. 😅 Jetzt ist erst einmal umräumen angesagt, damit das gute Stück einen schönen Platz erhält.


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    (Bildquelle: eigenes Bild)

    Mächtige und teils auch verspielt gestaltete Scheibenknäufe sind eine Spezialität des 14. Jhd. 😍

    Ich begeistere mich gerade an den beiden Typ J-Knäufen, die jeweils an einem langen Schwert dieser Zeitstellung verbaut sind. Der etwas kleinere Knauf oben gehört zu einem super schönen Typ XVIa und der grössere unten im Bild zu einem Typ XVa, den ich ebenfalls sehr mag. Spannend anzusehen ist aus dieser Perspektive auch die Asymmetrie an den Knäufen. Alles ein bisschen "krumm & schief"... wie damals auch! 👍😅


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    (Bildquelle: eigenes Bild)

    Mein Lieblings-Schildbauer, der liebe Andre Schätz, hat mal wieder gezaubert! Die enorm aufwendige und sehr detailreiche Umsetzung dieser Tartsche hat er in einem Video für die Nachwelt festgehalten. Absolut sehenswert! 👍

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    (Quelle: YouTube)

    Mit dem heutigen Wissen würde ich die Augenpartie vermutlich anders -mit geraden Sehschlitzen - gestalten. Die uns damals zur Verfügung stehenden Bilder (auch detailliertere) des Helmes liessen die Augenpartie auf mich jedoch halbrund wirken.

    Seit August 2023 ist auch ein zweites Exemplar mit gerade/rechteckig ausgeführten Sehschlitzen vorhanden. :love: :thumbup:

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    (Bildquelle: eigenes Bild)

    Ich muss jetzt mal sehr blöd fragen, der Aktkopf wird ja mit den 2 Verlängerungen an den Schaft gespaxt. Wie verwindungssteif ist das denn? Sprich wie tolerant ist das gegenüber Scherkräften?

    Die Schaftfedern sind in diesem Fall sehr kurz. In der Regel sind die länger und teilweise findet man sie an jeder Seite des eckigen Holzschaftes (bis zu 4 Schaftfedern kenne ich). Ich habe noch keine solche Waffe bis an ihre Belastungsgrenze getestet, aber der Schaft ist eine (bzw. DIE) Schwachstelle und bricht irgendwann. Je nach Szenario ist das jedoch relativ schnell wieder reparierbar.

    Heute möchte ich mal kurz das Thema "Plattenrock" des 13./14. Jhd. etwas genauer beleuchten.

    "Zustätzlich zum normalen Ringelpanzer trugen die besser gerüsteten Panzerreiter (...) in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (...) einen Plattenrock. Dieser wird in zeitgenössischen Quellen als platen bezeichnet. Sie werden vereinzelt schon in Texten aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erwähnt und setzten sich in der zweiten Hälfte des 13. Jhd. so sehr durch, dass z.B. Heelu in seiner Verschronik über die Schlacht von Wohrringen nur noch von platen spricht wenn er die Körperpanzerung meint (...). Die platen bestanden aus einer Reihe von grösseren (...) Eisenplatten, die meist auf einer Unterlage aus festem Stoff oder Leder aufgenietet waren und unter dem Waffenrock getragen wurden, sodass sie auf Abbildungen nicht zu erkennen sind. Eine andere Möglichkeit bestand darin, die Platten direkt auf der Innenseite des verstärkten Waffenrockes derart zu befestigen, dass die Nietköpfe auf der Aussenseite sichtbar waren. Einen solchen Panzer trägt die die Statue des hl. Mauritius im Magdeburger Dom". (Lehnart, 1150-1320, S. 98)

    Im Bücherstudium zu diesem Rüstungstyp las ich übrigens, dass Heiko Brandl die Statue des Hl. Mauritius in seinem Buch (Brandle, S. 226) auf einen Zeitraum zwischen 1240 und 1250 und Matthias Puhle das selbe Exemplar in seinem Werk (Puhle, S. 106ff) auf einen Zeitraum zwischen 1240 und 1270 datierte. 


    Weiter geht es mit den Plattenröcken des 14. Jhd.: "Von diesem Panzertyp gibt es im 14. Jhd. eine Vielzahl von Varianten, die sich voneinander von der Grösse und Anordnung der Platten und der Art der Art des Verschlusses unterscheiden. Thordeman unterscheidet nach der Art der Panzerplatten zwischen zwei Grundtypen: denen mit ausschliesslich hochrechteckigen Platten und denen mit sowohl senkrechten als auch waagerechten Platten. Bei den Wisby-Rüstungen sind diejenigen zahlenmässig stärker vertreten, die ausschliesslich mit vertikalen Platten versehen sind. In dieser Gruppe stellen wiederum diejenigen den grössten Anteil, bei denen Bauch und Rücken lediglich durch eine einzige Reihe relativ langer und grosser Platten geschützt werden. Diese Art ist aber sehr altertümlich und war zur Zeit der Schlacht um Wisby 1361 technisch längst überholt und auf dem europäischen Festland nicht mehr anzutreffen. (...) Wegen der waagegerecht angeordneten (Bauch-) Spangen spricht man beim Plattenrock in der einschlägigen Fachliteratur auch vom "Spangenpanzer". (...) Die Zahl der Platten bei den Wisby-Plattenröcken sind sehr unterschiedlich. Zählt man in einem fall lediglich acht grosse Platten mit einer maximalen Grösse von 50x15 cm, so kommt man in einem anderen Fall auf mehr als 200 kleine Platten mit einer maximalen Grösse von 4x10 cm. Ist die Schutzwirkung der eines Spangenpanzers unabhängig der Grösse der einzelnen Platten, so erhöht sich mit der Anzahl der Platten die Beweglichkeit und der Tragekomfort - aber auch der Preis (...)". (Lehnart, 1320-1370, S. 80)

    "Da die Platten in der ersten Hälfte des 14. Jhd. noch relativ gross sind, liegen die Nietreihen ziemlich weit auseinander. Wegen der im Vergleich zu einer Brigantine geringeren Anzahl der Platten und des daraus resultierendes hohes Gewichtes der einzelnen Platte ist die Belastung des Trägermaterials relativ hoch. Anders als bei einer Brigantine des 15. Jhd. (...) ist deshalb bei einem Plattenrock des 14. Jhd. von einem auf der Innenseite mit Leinen verstärkten Lederrock auszugehen. (...) Auffallend ist, dass viele der Panzerfunde (Wisby, Küssnacht, Tannerberg) keine Platten zum Schutz des Schlüsselbeines aufweisen. Vielleicht fürchtete man eine zu starke Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Arme. Manchmal sind schmale Schulterplatten vorhanden, an denen mittels einen primitiven Scharniers ein Schild- oder Lindenblattförmig getriebenes Teil befestigt war, welches den Armansatz schützt. (Lehnart, 1320-1370, S. 82ff)

    "Wie auf zeitgenössischen Darstellungen zu erkennen, waren anscheinend auch im 14. Jahrhundert die meisten der überwurfartigen Plattenröcke mit dem Rückenverschluss versehen (...) Innerhalb dieser Gruppe treffen wir verschiedene Verschlussarten an: Rücken-, Seiten- und Vorderverschluss. (...) All diese Plattenröcke wirken relativ unförmig, da sie nicht tailliert sind und an ihren Trägern wie Tonnen herabhängen. Erst mit der Verwendung kleinere, querrechteckiger Platten wird es möglich, den Plattenrock geschmeidiger und figurbetonter zu machen, womit wir beim sogenannten Lentner/Lendner angelangt wären." (Lehnart, 1320-1370, S. 84)

    In den unten eingefügten Bildern sieht man zwei Realien aus meiner Sammlung zu diesem Thema. Einen Plattenrock (rechts) nach den Vorlagen des hl. Mauritius (um 1240-1270) und von den schlafenden Wächtern im Konstanzer Münster (um 1270-1280). Er ist (so wie oben beschrieben und gezeigt) aufgebaut und wurde zusätzlich mit roter Seide verkleidet. Der Plattenrock/Lendner (links im Bild) wird auf die zweite Hälfte des 14. Jhd. datiert. Er zeigt die späte Form (bzw. eine Übergangsform), die bereits über eine taillierte Form verfügt.

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    (Bildquelle: eigenes Bild)

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    (Bildquelle: eigenes Bild)


    Quellen für diesen Beitrag:

    - Die Skulpturen des 13. Jahrhunderts im Magdeburger Dom, von H. Brandl, Michael Imhof Verlag, 2009, ISBN 978-386568533-9

    - Aufbruch in die Gotik / Der Magdeburger Dom und die Stauferzeit (Band II Katalog), von M. Puhle, Phillip von Zabern Verlag, 2009, ISBN 978-3-8053-4113-4

    - Kleidung & Waffen der Früh- und Hochgotik 1150.1320, von U. Lehnart, Karfunkel Verlag, 2013, ISBN 978-3-935616-54-6

    - Kleidung & Waffen der Spätgotik I 1320-1370, von U. Lehnart, Karfunkel Verlag, 2000, ISBN 3-9805642-8-2

    Die sogenannte Mordaxt ist eine Stangenwaffe, die im späten Mittelalter auftauchte und vor allem im 15. Jhd. ihre Blütezeit hatte (auch im 16. Jhd.+ findet man sie noch).


    Diese Waffenart existiert in verschiedenen Varianten und wurde primär beim Kampf zu Fuss eingesetzt. Man findet sie häufig mit einem Axtblatt ausgestattet, der oft mit einem Hammer (der verschieden gestaltet sein konnte) an der Rückseite kombiniert war. Auch ein Hammer (oder dornartiger Kopf mit bis zu vier Spitzen) an der Vorderseite ist nachweisbar (das wäre dann heute der sogenannte "Fußstreithammer", der eigentlich auch zu den "Mordäxten zählt und historisch auch als solche anzusprechen wäre), der dann oft mit einem Haken oder Dorn an der Rückseite ausgestattet war. Oft ist oben am Schaft noch ein zusätzlicher Stossdorn angebracht, der sich - etwas kleiner ausgeführt- auch am Ende des Schaftes wiederfinden konnte.

    Auch diese Interpretation wurde von Josef Dawes gefertigt und zeigt eine weitere (im zitierten Text beschriebene) Variante einer Axt/Mordaxt. In der Waffenkunde bezeichnet man diese Stücke heutzutage gerne als Fußstreithämmer.


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    (Bildquelle: eigenes Foto)

    Der Kübelhelm, so lautet die waffenkundlerische Bezeichnung dieses Typs, ist um 1300 herum aufgekommen und gilt als direkter Nachfolger des Topfhelmes. Er war in ganz Europa bis in die zweite Hälfte des 14. Jhd. in Gebrauch (im Laufe der zweiten Hälfte des 14. Jhd. dann immer öfter - aber nicht nur - als Turnierhelm) und ist in den Bildquellen sogar noch um 1400 und später zu finden. Aus ihm entwickelt sind dann wiederum der Stechhelm. Aber nochmal zurück zum Kübelhelm... Der sogenannte Kübelhelm ist grundlegend grösser als der Topfhelm des 13. Jhd. und wird im frühen 14. Jhd. mit eine immer runder werdenden Kalotte ausgestattet. Dies liegt daran, dass man unter diesem Helm mehrheitlich eine Hirn- bzw. Beckenhaube (später auch mit Visier) trug, die den Kübelhelm im Laufe der zweiten Hälfte des 14. Jhd. dann auch als Primärhelm ablöste und ein eigenständiger Helm wurde. Oft sind bei Kübelhelmen kreuzartige Öffnungen an einer (oder beiden) Wangenplatten angebracht, in der eine Waffenkette befestigt werden konnte. Der Kübelhelm wurde bei Nichtgebrauch abgenommen/geworfen und hing dann an den (oder der) Kette auf dem Rücken, über der Schulter, etc. bis man ihn wieder benötigte. Die Waffenketten (bis zu 4 Stück lassen sich gleichzeitig finden), an denen auch Schwert und Dolch befestigt werden konnten, waren eine Eigenart die man in den Quellen von ca. 1320 bis 1370 herum finden kann. Sie waren mehrheitlich an der Brustpanzerung in Höhe der Brustwarzen nebeneinander befestigt.


    Speziell zu diesem Helmtyp recherchiere ich schon einige Zeit. Ab den Sommerferien 2023 nahm das ganze dann nochmal Fahrt auf. Die beiden auf dem Foto zu sehenden Exemplare stellen einen Teil der Kübelhelm-Abteilung innerhalb meiner Helmsammlung dar. Wie man am Staub gut erkennt, standen die zwei schon etwas länger im Depot. Am letzten Wochenende hab ich sie mal wieder raus geholt, da das Thema "Kübelhelm" im kommenden Jahr etwas mehr Aufmerksamkeit erfahren wird. Nun geht es an die praktische Umsetzung und daher machen sich die beiden "Kübel" in den nächsten Tagen zu einem "Beauty-Salon" für Stahlwaren auf den Weg. 😜 Dort angekommen, werden sie einige Schönheitsbehandlungen und Updates erhalten.


    Glaubt mir, das wird eine spannende Sache! 👍😍 Mehr Infos gibt es dazu dann gerne im kommenden Jahr.

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    (Bildquelle: eigenes Bild)

    Zwei Träumchen 😊😍

    Vielen Dank! Es hat sich Stück für Stück entwickelt... 😅

    Hier noch ein Foto von meinem Start ins Living History als Hospitaliter 'um 1200' aus 2013 auf dem rechten Bild und dann der Stand von 2018 auf dem linken Bild. Da ging in den Jahren echt einiges, wobei sich auch der Start irgendwie 'ephisch' anfühlte. 😃

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    (Bildquelle: eigenes Bild)