Holzdose aus Gotland
Material: Holz
Durchmesser: ca. 9 cm
Höhe: ca. 5 cm
Datierung: Ende 10. Jahrhundert
Fundort: Botels, Gotland
Original: SHM 6331
Anspruch: fundnah / belegorientiert
Die schwedische Insel Gotland ist bekannt für ihre immense Anzahl an wikingerzeitlichen Hortfunden. Einer davon wurde im Frühjahr 1879 zufällig beim Entfernen eines Baumes entdeckt. Der Schatz befand sich in mehreren Gefäßen und besteht aus Armringen, Schmuck, etwas Hacksilber sowie Münzen.
Eines dieser Gefäße ist eine kleine runde Holzdose mit Deckel.
Das Außergewöhnliche an dieser Dose ist die recht ausgefallene Art und Weise, durch die der Deckel fixiert ist. Deckel und Boden der Holzdose sind nämlich von einem runden Loch durchbohrt, in dem sich zur Befestigung des Deckels ein noch teilweise erhaltenes rundes Hölzchen befindet.
Eine derartige Konstruktion habe ich noch nie gesehen und fand sie auf Anhieb spannend.
Das Original dürfte aus einem massiven Stück gedrechselt sein.
Deswegen habe ich mir einen Stamm mit passendem Durchmesser gesucht, und davon ein Stück für die Dose selbst sowie eine dicke Scheibe für den Deckel abgesägt.
Eine Drehbank besitze ich leider nicht. Also habe ich den Stamm mit Hilfe von Forstner-Bohrer und Stechbeitel ausgehöhlt. Die äußere Form der Dose habe ich erst grob mit der Raspel vorgearbeitet und danach glatt geschliffen. Der Deckel habe ist anschließend auf die gleiche Weise entstanden.
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Der Stab in der Mitte ist nur noch zum Teil erhalten. Es lässt sich somit leider nicht sagen, wie lang er ursprünglich war und wie seine Spitze ausgesehen hat.
Bei meiner Rekonstruktion ist beides ist dementsprechend eine Interpretation von mir. Die Spitze habe ich mit einem dekorativen kleinen Kubooktaeder samt Kugel darüber versehen. Ähnliche Verzierungen finden wir bei einigen gotländischen Gewandnadeln dieser Zeit, weswegen das Ganze in meinen Augen eine stimmige und nachvollziehbare Parallele darstellt.
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Gleiches gilt auch für das von mir ergänzte Schnitzmuster auf der Außenseite.
Hiervon ist beim Original nichts erhalten. Da die meisten Gegenstände dieser Zeit jedoch verziert waren, erschien mir ein passendes Muster logisch. Als Vorlage dienten ähnliche Schnitzmuster auf Kämmen und Griffen.
Das Muster habe ich mit einem scharfen Messer eingeritzt und danach mit rußgeschwärztem Bienenwachs gefüllt.
Zuletzt habe ich die Dose noch fein abgeschliffen und geölt.
Zeitaufwand: zwei Abende
Bildquelle Original: 'Die Schatzfunde Gotlands der Wikingerzeit'