Kurzbeschreibung Hose und Tunika von Marx-Etzel

  • 1817 wurde in Ostfriesland eine Moorleiche bekleidet mit Schuhen, einem tunikaartigen Gewand, einer knielangen Hose und einem weiteren gefütterten Kleidungsstück gefunden.

    Zwei dieser Kleidungsstücke möchte ich kurz beschreiben, da hier zumeist im living history Schnitte verwendet wird, welche von K. Schlabow geschaffen wurden und sich stark vom Originalfund unterscheiden.

    Als Material wurde im ersten Fundbericht bräunliches, grobes Tuch beschrieben. Die Färbung ist mit Sicherheit durch die Lagerung im Moor entstanden. Als Datierung der Moorleiche wird oft das 1. Jahrhundert nach Christus angegeben, die Schuhe verweisen jedoch auf eine mögliche spätere Datierung.

    Die Tunika besteht aus einem einzigen Tuch in Körperbindung, welches horizontal eingeklappt wurde und seitlich vertikal zusammengenäht wurde. An der vernähten Seite wurde ein Ärmelloch freigelassen. Die Schulterpartie ist nicht vernäht worden. Und auf der geschlossenen Seite, welche durch das Umklappen entstanden ist, befindet sich kein Ärmelloch.

    An beiden Enden wurde zum Boden hin ein Schlitz freigelassen, einmal durch Auslassen des Vernähens, einmal durch einen versäumten Einschnitt. Die Trageweise lässt sich nach oben hin anhand der Einstichlocher von Fibeln oder Nadeln als Peplosartig rekonstruieren, bei der die Häufung der Falten, welche durch die Fibelung entsteht, auf der linken Körperseite getragen worden ist.

    Die Hose mit circa Knielänge bestand ebenso aus einem Stück Tuch in einem Rautenkörper. Vernäht wurde sie, zumindest auf Fotos noch teilweise erkennbar, mit der Thorsberger Naht. Vom rechteckigen Tuch wurde am oberen Ende ein Streifen abgeschnitten, welcher als Dopplung auf der Innenseite der Hose angenäht wurde. Anzumerken ist, dass die Nahtführung einen Tunnelzug ausschließen lässt. Um die Beine zu bilden, wurde ein halbovales Stück Stoff nach unten hin aus der Mitte des Stoffes ausgeschnitten und dann die jeweiligen Kanten zur Mitte hin gefaltet und vernäht. Die vertikalte Naht, die den Hosenkörper verschließt, wurde auf der Gesäßseite getragen. Der von Schlabow postulierte Keil, welcher aus dem ausgeschnittenen Stück Stoff besteht, stellt tatsächlich einen von vielen Flicken dar und keinen Teil des Schnitts. Beim Anlegen des Kleidungsstückes lässt sich die Frontseite gut einmal vor dem Schambereich vor dem Gürten einklappen und mithilfe eines Rollsaums sichern. Dies ergibt ein Bild, wie es sich in etlichen römischen Barbarendarstellungen wiederfindet.

    Ich könnte mir vorstellen, dass der Schnitt auch gut für eine lange Hose funktionieren würde und ein ebenso stimmiges Bild ergeben würde.

    Die verwendete Literatur und weitere Informationen, sowie Bilder, finden sich im Jahrbuch des Provinzial-Museums zu Hannover von 1904. Dieses wurde glücklicherweise digitalisiert und ist im Internet zu finden.

    Im angehängten Bild, ist die Trageweise der Tunika zusammen mit der Hose ersichtlich.

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