Wie Geren richtig einnähen?

  • Wie Silvia in der Einleitung dieses Forenbereiches schon als Thema vorschlug, stelle ich hier tatsächlich die Frage danach wie Keile und Geren (wo ist der Unterschied?) richtig eingenäht wurden.

    Wie werden sie zugeschnitten, wie mit welcher Naht eingenäht?

    An meinen Tuniken nähte ich die Geren bislang immer mit einer Schmetterlingsnaht (ist das die korrekte Bezeichnung für zwei umgeschlagene, geheftete und so versäuberte Stoffstücke?) und dem mittelalterlichen Universalstich, dem Überwendlingsstich, zusammen. Soweit so gut. Dort wo die Geren an der Spitze zusammen laufen, entsteht durch diese Nahtart immer ein unschöner Stoffwulst. Gibt es eine Naht die besser geeignet ist und weniger Kuddelmuddel erzeugt?

    Dann noch die Frage nach dem Fadenlauf der anzunähenden Geren. Beim Zuschnitt entsteht zwangsläufig eine schräg zum Fadenlauf verlaufende Schnittkante. Sollten gerade laufende Bahnen aneinander genäht werden oder gerade auf schräg? Eine weitere Frage betrifft die Anzahl der Geren. Mit diesen wird die Weite des Kleidungsstückes eingestellt. Ist es sinnvoll auf mehrere kleine oder eher wenige große Geren zu setzen? Wie wird mit Geren bei Kleidungsstücken mit Reit- bzw. Gehschlitz eine Überlappung erzielt damit der im Stehen geschlossen ist?

  • Aaalso: *tieflufthol*

    Wie man eine Gere zuschneidet, richtet sich danach wo und wie sie verwendt wird. Wenn man eine kleine Gere zB in den Kragen einer Gugel einsetzen will wird man sicherlich eine einteilige Gere verwenden, bei langen und weiten Geren wie den Seiten- oder Mittelgeren von Kleidungsstücken kann man die Gere auch zweiteilig zuschneiden, insbesondere wenn man Stoff sparen möchte. Zwei rechtwinklige Dreiecke mit den Hypotenusen aneinandergelegt zugeschnitten geben ein Rechteck, also weniger Verschnitt. Beim Zusammensetzen der Geren muss man dann nur drauf achten dass man die geraden Seiten aneinandernäht, sonst wird die Gere schief...aber das sieht man ja dann eigentlich auch.

    Zum Zuschnittmaß sei gesagt dass die Seiten der Gere natürlich so lang sein müssen wie der Schlitz, in den sie eingesetzt wird. Wie breit die Gere wird hängt von der Saumweite ab, die ich erzielen will: Saumweite minus Breite von Vorder- und Rückteil geteilt durch die Anzahl der geplanten Geren ergibt die Breite die die Gere haben soll.

    Nun zum Einnähen: Seitengeren, die zwischen Vorder- und Rückteil eingenäht werden, sind recht einfach, da wir hier zwei einzelne Nähte machen können. Einnähen der Gere im Rückstich (den finde ich einfach etwas stabiler als den reinen Vor- oder Heftstich), beide Nahtzugaben nach aussen auf den Stoff von Vorder- bzw. Rückteil legen, mit Überwendlichstich versäubern, fertig. Bei sehr franseligen Stoffen kann man evtl. auch eine halbe Kappnaht machen, d.h. Nahtzugabe des Vorder/Rückteils zurückschneiden, Nahtzugabe der Gere drumrumfalten, mit Überwendlichstich festnähen, fertig.

    Tricky wirds, wenn man eine Gere in einen Stoffschlitz setzen will, also zB bei Mittelgeren. Zur Beschreibung der Methode dafür greife ich jetzt mal auf ein Youtube-Video zurück das den Vorgang recht ausführlich zeigt (wer sich die Vorrede sparen möchte, der interessante Teil beginnt ca. bei 4:35)

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    Bei Männercotten mit Reitschlitz braucht es zwingend Mittelgeren, sonst steht der Reitschlitz unschön auf und zeigt zu viel von der Unterwäsche. Ich mache es meistens so, dass ich eine Mittelgere einsetze und in diese dann den Reitschlitz einarbeite, das spart ein unschönes Geknubbel an der Gerenspitze.

    Zum Fadenlauf: bei zweiteiligen Geren näht man wie oben schon erwähnt mittig die beiden Seiten mit dem geraden Fadenlauf zusammen. Beim Einsetzen der Gere lässt es sich nicht vermeiden, Kanten mit geradem Fadenlauf (also Vorder- und Rückteil) an Kanten mit schrägem Fadenlauf (also die Kante der Gere) aneinanderzunähen. hierbei kommt es zu Saum hin dann oft zu Ungleichheiten, die kann man aber dann vor dem abschliessenden Säumen einfach mit der Schere begradigen wenn es nötig ist.

    Was die Anzahl der Geren angeht würde ich mich immer (wenn vorhanden) an Originalfunden orientieren. Die Anzahl und Form verwendeter Geren verändert sich im Laufe der Modegeschichte deutlich, kommen die Cotten des Hochmittelalters noch mit 2-4 Geren aus , so werden es im Spätmittelalter dann oft acht bis sechzehn Stück...

    So, ich hoffe ich hab jetzt nichts vergessen und möglichst viele Unklarheiten beseitigt. Wenn noch Fragen offen sind, immer her damit!

    It´s not worth doing something unless someone, somewhere, would much rather you weren´t doing it. (Terry Pratchett)

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