Miniatur-Holzdose nach Birka Bj. 523

  • Mini-Holzdose nach Bj. 523

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    Material: Holz (Art unbekannt)

    Größe: ca. 3 x 3 cm

    Anspruch: fundnah / belegorientiert

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    Im reich ausgestatteten Kammergrab Bj. 523 von Birka fanden sich u.a. auch sehr fragmentarische Überreste einer kleinen Holzdose.

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    Arbmann beschreibt diese in 'Birka I - die Texte' wie folgt:

    "[...] und eine zusammengedrückte deformierte Holzbüchse, Tafel 215: 2, an den etwa 1 cm hohen Wänden eine deutliche Stufe (der Boden?), 0,4 cm dick, die Wände und der Deckel dünner, jetzt in vertrocknetem Zustand nur 0,1-0,2 cm, ursprüngl. Durchm. der Büchse etwa 3 cm."

    Wenn man sich die Fragmente anschaut, benötigt man schon viel Vorstellungskraft, um darin eine Dose zu erkennen ;)

    Hinsichtlich der konstruktiven Details geben die Beschreibung und die Fragmente aber zumindest ein paar wichtige Anhaltspunkte: eine runde Dose mit Deckel, vermutlich aus einem Stück, keine Metallteile.

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    Meine Rekonstruktionen habe ich einfach aus einem dicken Ast gefertigt. Der ist rund, und damit ist die äußere Form der Dose im Grunde schon fertig.

    Ich habe nur die Rinde entfernt und die Außenseite geglättet.

    Vom Ast habe ich ein größeres Stück für den Korpus der Dose, abgesägt, und ein flaches Stück für den Deckel.

    Aus Bequemlichkeit habe ich zum Aushöhlen einen Forstnerbohrer verwendet und nur den Deckel mit dem Messer geschnitzt.

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    Meine Dosen sind ein klein wenig höher geworden als für das Original angegeben ist.

    Ziemlich winzig sind die Dinger allerdings immer noch.

    Ob sich auf der Dose ein Muster befunden hat ist reine Spekulation. Da mir jedoch nur sehr wenige unverzierte Behältnisse bekannt sind, habe ich mich für geschnitzte Motive entschieden.

    Vorlage für beide Muster sind Kammgriffe aus Birka, ins Holz geschnitten, und mit rußgeschwärztem Bienenwachs verfüllt.

    Abschließend habe ich das Holz noch mehrfach geölt.

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    Es stellt sich noch die spannende Frage, was so ein kleines Döschen wohl beinhaltet haben mag.

    Da vom Inhalt anscheinend nichts mehr vorhanden ist, wird es sich um organisches Material gehandelt haben.

    Doch welches organische Material ist in so geringen Mengen so wertvoll, dass es als Grabbeigabe gedient hat?

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    Meine spekulative Vermutung wäre Weihrauch oder Myrrhe. Es könnte über die gleichen Handelsrouten nach Birka gelangt sein wie die Seide, die arabischen Münzen, oder der orientalische Schmuck.

    Auch Ansgar der Mönch könnte beides mitgebracht haben, da Weihrauch seit der Mitte des ersten Jahrtausends fester Bestandteil der katholischen Liturgie ist.

    Nun ja… Trotz intensiver Recherche habe ich leider keine weiteren konkreten Anhaltspunkte finden können, dass im frühmittelalterlichen Skandinavien Weihrauch verwendet wurde.

    Ich konnte lediglich in ein paar Manuskripten der British Library aus dem 10. Jh. die Nutzung von Weihrauch zu medizinischen Zwecken ausmachen können.

    Deswegen bleibt es an dieser Stelle leider bei einer reinen Spekulation :)

    Zeitaufwand: jeweils ein Abend pro Dose

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