Die Mordaxt - ein "Multitool" des Spätmittelalters / der frühen Neuzeit

  • Die sogenannte Mordaxt ist eine Stangenwaffe, die im späten Mittelalter auftauchte und vor allem im 15. Jhd. ihre Blütezeit hatte (auch im 16. Jhd.+ findet man sie noch).

    Diese Waffenart existiert in verschiedenen Varianten und wurde primär beim Kampf zu Fuss eingesetzt. Man findet sie häufig mit einem Axtblatt ausgestattet, der oft mit einem Hammer (der verschieden gestaltet sein konnte) an der Rückseite kombiniert war. Auch ein Hammer (oder dornartiger Kopf mit bis zu vier Spitzen) an der Vorderseite ist nachweisbar (das wäre dann heute der sogenannte "Fußstreithammer", der eigentlich auch zu den "Mordäxten zählt und historisch auch als solche anzusprechen wäre), der dann oft mit einem Haken oder Dorn an der Rückseite ausgestattet war. Oft ist oben am Schaft noch ein zusätzlicher Stossdorn angebracht, der sich - etwas kleiner ausgeführt- auch am Ende des Schaftes wiederfinden konnte. So konnte ein geübter Kämpfer mit dieser Waffe effektiv in verschiedene Richtungen wirken. Durch den "Multitool-artigen" Aufbau war ein hacken, schlagen, reißen und zustossen mit dieser Waffe möglich. In zeitgenössischen Fechtbüchern wurde das kämpfen mit dieser Waffe bereits gelehrt.

    Die Hellebarde, die im späten 15. Jhd. aufkommt, übernimmt quasi fast die gleiche "Multitool-Funktion". Sie war aber anders konstruiert (die Teile des Blattes sind bei ihr fest miteinander verbunden/verschweißt), sie konnte etwas länger sein (also vom Schaft her), hatte keinen Stoßdorn am Ende des Schaftes, sowie keinen Hammer am Blatt (immer Dorne). Die Teile einer Mordaxt waren einzeln miteinander verschraubt/vernietet und nicht -wie bei der Hellebarde- miteinander verschweißt.

    Erhaltene Mordäxte (die in den Quellen auch gerne einfach als "Axt" bezeichnet werden) gibt es leider nicht sonderlich viele. Schaut man durch das www, sieht man immer wieder die gleichen Stücke, die in den Museen ausgestellt sind (wobei wohl alleine im Depot des Schweizer Landesmuseum in Zürich um die 100 Exemplare -in verschiedenen Ausführungen vom 15. - 17. Jhd.- liegen sollen :huh: ). Man liest häufiger, dass diese Waffen selten - und wenn dann vor allem im Kontext eines Fussturniers oder Gottesurteils - benutzt wurden. Doch dieser Meinung bin ich nicht ganz.


    Schaut man durch die Bildquellen des späten 15. Jhd. (ich hab die französischen und englischen hier weggelassen, da gäbe es weitere zahlreiche Stücke!) fällt auf, dass diese Waffenart im (süd)deutschen Raum doch häufiger vorzukommen scheint... und auch nicht nur im Kontext des Gottesurteils oder eines Turniers. Einen kleinen Auszug der mir verfügbaren Bildquellen hab ich mal in eine Collage gepackt:

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    (Bildquellen: pinterest & eigene Fotos von Altären, etc.)

    Einige solcher Mordäxte befinden sich mittlerweile auch in meinem Bestand (ca. 10 Stück). Den aktuellsten Zugang möchte ich euch hier gleich noch mit vorstellen. Hierbei handelt es sich um ein Exemplar, dass der englische Handwerker Josef Dawes (von White Well Arms) hergestellt hat. Es ist das zweite Stück, dass ich aus seiner Werkstatt besitze und ich bin ein grosser Liebhaber seiner Arbeiten. Die organische Umsetzung und sein "Finish" haben es mir angetan. Das Stück ist kein Nachbau einer existierenden Vorlage, sondern ein Mix aus verschiedenen zeitgenössischen Stücken. Es ist für mich ein richtiges Kunstwerk und verstärkt meine Sammlung im Bereich der Stangen- und Wuchtwaffen, kann aber auch einem meiner spätgotischen Harnische getragen/verwendet werden.

    Hier seht ihr die Mordaxt im Kreise ihrer Artgenossen in meinem "Stangenwald":

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    (Bildquelle: ich)

    Und in dieser Collage sind ein paar schöne Details dieser Waffe in Szene gesetzt:

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    (Bildquelle: Josef Dawes)

  • Die sogenannte Mordaxt ist eine Stangenwaffe, die im späten Mittelalter auftauchte und vor allem im 15. Jhd. ihre Blütezeit hatte (auch im 16. Jhd.+ findet man sie noch).


    Diese Waffenart existiert in verschiedenen Varianten und wurde primär beim Kampf zu Fuss eingesetzt. Man findet sie häufig mit einem Axtblatt ausgestattet, der oft mit einem Hammer (der verschieden gestaltet sein konnte) an der Rückseite kombiniert war. Auch ein Hammer (oder dornartiger Kopf mit bis zu vier Spitzen) an der Vorderseite ist nachweisbar (das wäre dann heute der sogenannte "Fußstreithammer", der eigentlich auch zu den "Mordäxten zählt und historisch auch als solche anzusprechen wäre), der dann oft mit einem Haken oder Dorn an der Rückseite ausgestattet war. Oft ist oben am Schaft noch ein zusätzlicher Stossdorn angebracht, der sich - etwas kleiner ausgeführt- auch am Ende des Schaftes wiederfinden konnte.

    Auch diese Interpretation wurde von Josef Dawes gefertigt und zeigt eine weitere (im zitierten Text beschriebene) Variante einer Axt/Mordaxt. In der Waffenkunde bezeichnet man diese Stücke heutzutage gerne als Fußstreithämmer.


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    (Bildquelle: eigenes Foto)

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