Setzschilde dokumentiert und nachbauen

  • Hallo!

    Erfurt_before_1324_MET.jpg

    Quelle: MET, New York, public Domain


    Da das Thema recht weitgreifend ist, dachte ich mir, wir könnten hier sammeln, welche Informationen wir so haben.

    Ich stelle hier ein paar Bilder zur Verfügung, die ich nutzen darf.

    Zu Texten und Bestandsübersichten, fehlt mir (noch) das Einverständnis.

    Kommt aber :)

    Ich poste dann im Nachgang zwei Dateien mit der Bestandsübersicht über (alle) Erfurter Pavesen.

    Nur kurz, als ich die ersten Unterlagen über die erfurter Pavesen bekam (MET) wollte ich eine für meine Darstellung nachbauen, aber habe erst viel später in der Recherche gemerkt, daß es keine Hinweise auf Köln in der Zeit um 1350 gab, tja schade.

    Nun gebe ich meine Informationssammlung dazu gerne weiter.

    Es gibt ein paar Dinge, die mir besonders aufgefallen waren:

    1.

    In einer der Befunde wird dargestellt, dass es sich bei dem verwendeten Holz um Buchenholz handeln soll. Da mir diese Holzart als zu schwer vorkam, habe ich mir die Maße genauer angesehen.

    Volumen ausgerechnet, Dichte von nassem, getrocknetem und "furztrockenem" Buchenholz rausgesucht.

    Anschliessend Masse ist gleich Volumen * Dichte das Gewicht berechnet. In keinem der Fälle wäre ich an das gemessene Gewicht aus den Unterlagen rangekommen, die Pavesen wären wesentlich schwerer geworden. Das Gleiche mit Eiche, Tanne, Fichte, Linde, Pappelholz etc durchgerechnet (ich liebe Excel), der Hinweis (natürlich kein Beweis) legt eher nahe, dass die Pavesen aus Fichte, Tanne oder ggf Pappel bestehen könnten. Leider hatte ich keine Gelegenheit die Holzstruktur genauer anzuschauen und die Archäologin, die die Bestandsübersicht verfasst hat ist leider nicht mehr erreichbar.

    Erfurt_Pavese.jpg

    Quelle: mit freundlicher Genehmigung Angermuseum, Erfurt

    Natürlich wurde nach Größe der Setzschilde (außer einem Schild, dazu später) auch das mittlere Gewicht der Bespannung mit Rohhaut, Bemalung und Einsenteile gemittelt angewendet.

    Der theoretisch errechnete Gewichtsunterschied wäre im Mittel um 28% das wäre schon ein riesiger Unterschied bei 22 kg Schildgewicht.

    2.

    Einen Schild habe ich mir tatsächlich weniger rechnerisch angeschaut, das ist der Eckschild, der an die Pavesen angeschlossen werden kann/könnte.

    Der Aufbau ist besonders, es wird vermutet, dieser Schild wäre tatsächlich ein Eckteil einer Belagerungswand (Shieldwall? , mir fehlt der Wikinger Smiley) 8o

    Eckschild.JPG

    Für diese Pavese ist leider kein Gewicht angegeben, man kann ja nicht alles haben...

    Quelle: Angermuseum Erfurt

    3.

    Wunderschöne Details und Nebenbefunde haben sich nebenbei gefunden, auf der Innenseite der meisten Schilde ist der Hl Christopherus abgebildet, Da haben sich schöne Detailfotos ergeben, leider

    St Christopherus.JPG

    Weiter ist zumindest bei einer der Pavesen die Verwendung von flächiger Verteilung von Eisenspänen unterhalb der Bemalung gesichert, bei der zweiten Pavese an einer Bruchkante auch nachgewiesen.

    Wozu könnte die flächige Verwendung von Eisenspänen unter der Bemalung gedient haben? Frage an die Schwarmintelligenz.

    In einem längeren Gespräch mit zwei Verantwortlichen des Angemuseums, kam die theoretische Annahme heraus, dass die "Füllung" mit Eisenspänen eine Art des Brandschutzes gewesen sein könnte, da dieser Aufbau keine Funktion im Bereich der Bemalung oder Festigkeit nachgesagt wird.

    Eine flächige Ableitung eines punktuellen Brandvorfalls (z.B. Brandpfeil) wird hier vorsichtig angenommen,. die Hitze soll wohlverteilt werden und der Schild so schwerer in Brand gesetzt werden können.

    Bitte diskutieren, was Ihr davon haltet.

    Leider kam eben die Meldung rein, daß ich die hochauflösenden Bilder nicht in Veröffentlichung nutzen kann, schade, aber in den kommenden Tagen werde ich noch weitere Informationen hier ergänzen.

    Irgendwie hab ich das Gefühl ich baue mir doch noch so ein 1,80m großes Schild, muß mal schauen, was die Regierung zu Hause davon hält!

    8o

    Hoffe das hilft jemandem weiter, der sich so ein Scheunentor nachbauen möchte. Maße als Beispiel

    H: 1714 mm
    B: 730 mm
    Dicke ca. 15-20mm

    Gewicht: 22,23 kg

    Handhaben aus Ochsenziemer, bzw Beriemung aus Leder mit Pferdehaar gefüllt.

    Kurzer Dank an das Sammlungsteam des Angermuseums für die Zeit.


    Gruß

    Christoph

  • Rumburaqc 27. Januar 2023 um 13:27

    Hat den Titel des Themas von „Setzschilde nachbauen“ zu „Setzschilde dokumentiert und nachbauen“ geändert.
  • Vielleicht hilft Martin Siennickis Rekonstruktion des Kaufbeurener Setzschildes. Der Aufsatz dazu steht im Tagungsband "Schilde des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit", darin ist auch eine Bestandsaufnahme der Erfurter Setzschilde zu finden. :)

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