Auf westfälischen Altardarstellungen, werden immer wieder große Haumesser (mit Wehrnagel und gekrümmter wuchtiger Klinge gezeigt).
Ullmann gibt an, dass die Waffen und Rüstungsdarstellung realistisch wieder gegeben worden sein sollen.
Einen tatsächlichen Beleg, bringt er allerdings nicht an.
Ich schätze Ullmanns Arbeiten zu den hansischen Waffen sehr, aber an der Stelle hat er Unrecht. Es gibt zwar realistische Rüstungen und Waffen in der westfälischen Kunst, aber mindestens genau so viele antikisierende und historisierende Elemente. Und da fallen auch die gezeigten "Haumesser" z.T. drunter.
Wenn man sich exemplarisch z.B. mal hier den Isselhorster Altar ansieht, da sind Waffen und Rüstungen ziemlich vermischt aus echtem und "Fantasyelementen":
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…fangennahme.jpg (Wikimedia Commons, Marienfelder Altar, 1457)
Das Lange Messer dürfte in seinen Grundzügen echt sein, das Ortband wirkt dann aber wieder pseudo-orientalisch. Die Kastenbrust ist wiederum realitätsnah usw. Bei der Hiebwaffe links im Bild darf man wiederum nicht vergessen, dass es jene Szene ist, in welcher dem Knecht Malchus (daher heißt der Falchion auch Malchus) das Ohr abgehauen wird. Dass also die Waffen und Rüstungen in der westfälischen Kunst realitätsnah sein sollen, sehe ich so nicht. Je nach Maler und Werk mal mehr und mal weniger, es handelt sich eben immer noch um mittelalterliche Sakralkunst.
Noch besser sieht man das bei der Kleidung, wenn z.B. komplette Phantasiebekleidungen und sehr realitätsnahe Kostüme in einem Werk vorkommen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…orfer_Altar.jpg (Wikimedia Commons, Warendorfer Altar, um 1420)
Leider hilft aber auch das bei den Nagelmessern nicht weiter (bei denen Ullmann auch keine Belege zu seiner Auflösung als Dolch bringt)