Kleines Webschwert mit Runeninschrift

  • Kleines Webschwert mit Runeninschrift

    Abmessungen: ca. 20 x 2,5 cm

    Material: Erle

    Original: SHM 29750:542

    Anspruch: fundnah / belegorientiert

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    In den 1960er Jahren wurden im schwedischen Lödöse / Västergötland bei Ausgrabungen einige interessante Gegenstände mit Runeninschriften ans Licht gebracht. So auch ein ca. 20 cm langes und 2,5 cm breites Werkzeug aus Holz, welches als vergleichsweise kleines Webschwert gedeutet wird.

    Das Original ist hier zu finden:

    https://mis.historiska.se/mis/sok/fid.asp?fid=457410

    Interessanter als das Webschwert an sich ist meiner Meinung nach die Inschrift:

    ᛘᚢᚿ᛬ᚦᚢ᛬ᛘᛁᚴ᛬ᛘᛆᚿ᛬ᚦᛁᚴ᛬ᚢᚿ᛬ᚦᚢᛘᚽᚱ᛬ᛆᚿ᛬ᚦᛦᚱ

    mun þu mik man þik un þu mer an þRr

    "Denk an mich, ich denk an Dich. Liebe mich, ich liebe Dich."

    Schön kitschig. Da kann man sich jetzt tolle romantische Geschichten zu ausdenken. Wie ein verliebter Wikinger-Teenager emsig vor sich hin schnitzt, um seiner Angebeteten ein hübsches Geschenk zu fertigen. Wie er es ihr im Schein der untergehenden Sonne schüchtern überreicht, und sie sich leicht errötend darüber freut.

    Ja, ich weiß. Nichts davon ist belegbar. Reine Fantasie. Aber gerade solche Gedanken machen Geschichte lebendig.

    Zurück zu den Fakten.

    Das Webschwert von Lödöse wird auf das 12. Jahrhundert datiert. Für die Wikingerzeit also ein wenig zu spät.

    Dennoch war es Teil der Ausstellung 'We call them Vikings'.

    Also habe ich nach Parallelen gesucht.

    Webschwerter an sich sind im Fundgut vielfach vertreten und gut belegt.

    Selbst solche kleinen Exemplare finden wir mehrfach, u.a. ein Exemplar aus Bergen mit 200 mm Länge, und zwei aus Elisenhof mit 215 bzw. 230 mm.

    Auch die Form findet sich an anderer Stelle nahezu identisch wieder. So z.B. in Haithabu mit Fundstück HbS.428.003.

    Selbst die Inschrift ist keineswegs einzigartig. Mit nur leicht abweichender Schreibweise findet sie sich unter den Runenhölzern von Bryggen (Bergen in Norwegen) auf Exemplar B465. Dieses datiert zwar auch auf das 12. Jahrhundert, zeigt aber durch die nahezu identische Wortwahl und Schreibweise eines sehr deutlich: der Spruch scheint durchaus bekannt und auch verbreitet gewesen zu sein, und kein solitäres Phänomen darzustellen.

    Alles zusammen sprach somit eigentlich nichts mehr dagegen, dieses Webschwert für mich zu rekonstruieren.

    Als Holz habe ich Erle gewählt. Ist mit rund 5% aller Holzfunde in Haithabu gut belegt, lässt sich gut bearbeiten, und bekommt nach dem Ölen einen schönen warmen Farbton.

    Zum Bearbeiten reichte ein Messer und ein wenig Schleifpapier.

    Auch die Runen lassen sich mit einem Messer sehr einfach schneiden.

    Geölt, gewachst, poliert.

    Niedliches kleines Teil, lässt sich gut für das Brettchenweben verwenden.

    Zeitaufwand: ein Abend

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