Lampen nach Haithabu

  • Lampen nach Haithabu

    Funde: Hb 32/T, K.S. 1 147/412, K.S. 12 300,3

    Brennstoffe: Bienenwachs, Rindertalg, Öl

    Anspruch: fundnah / belegorientiert

    IMG_20211223_130351.jpgIMG_20211223_130540.jpgIMG_20211223_130510.jpgIMG_20211223_130411.jpgIMG_20211223_130430.jpgIMG_20211223_130224.jpgIMG_20211223_130256.jpgIMG_20211223_130240.jpg

    Was braucht man jetzt in der dunklen Jahreszeit? Ganz klar - Licht.

    Das wussten auch die Menschen in Haithabu. Sie haben uns eine Reihe an - so zumindest wurden die Funde interpretiert - Keramik-'Lampen' hinterlassen.

    Zwei davon zählen zur Gruppe der sog. Fußschalen. Ihren Namen haben sie nach ihrer Form erhalten - eine Schale auf einem Standfuß.

    Anhand ihrer Größe, Form, Vergleichsfunden, und teilweise Brandspuren am Schalenrand nimmt man an, dass sie als Lampen gedient haben.

    Das dritte Objekt wird in Wolfgang Hübners 'Die Keramik von Haithabu' von 1959 noch als Löffel angesprochen. Die Form lässt dies auf den ersten Blick auch durchaus möglich erscheinen.

    Später jedoch änderte sich die Interpretation eher hin zu einer möglichen Lampenschale.

    In der aktuellen Ausgabe der 'Spurensuche Haithabu' wird der ehemals vermeintliche Löffel dann auch bei den Beleuchtungen mit aufgeführt.

    Als Brennstoffe kommen grundsätzlich mehrere Möglichkeiten in Betracht.

    Da wäre zum einen das Bienenwachs.

    Es gibt für das Frühmittelalter ein paar Funde von Kerzen aus Bienenwachs. Diese werden dem klerikalen Bereich zugeordnet und dürften einen hohen Wert besessen haben.

    Für die normale Bevölkerung zwar eher unwahrscheinlich habe ich es der Vollständigkeit halber dennoch mit aufgeführt.

    Als nächstes Rindertalg. Das gereinigte Fett ist bei Zimmertemperatur recht fest, und bei der Verbrennung duftet es angenehm dezent nach Pommesbude. Rindertalg ist als Brennmaterial ebenfalls überliefert und soll hier stellvertretend auch für andere mögliche tierische Fette stehen.

    Als drittes kommen noch Öle in Betracht.

    An pflanzlichen Ölen wäre für Haithabu das Leinöl denkbar - der Anbau von Flachs ist hier (wenn auch im überschaubaren Ausmaß) nachgewiesen.

    Allerdings ist die Verwendung als Brennstoff rein spekulativ.

    Jedoch könnte auch Fischöl oder Tran - das Öl aus dem Fettgewebe von Meeressäugern wie Robben oder Walen - den Weg in die Lampen gefunden haben.

    Der Einfachheit halber habe ich jetzt modernes Lampenöl genommen.

    Eine stets wiederkehrende Frage ist die nach dem Docht und dessen Befestigung.

    Von den zeitgenössischen Kerzenfunden wissen wir von Leinen - geflochten, gewickelt, gedrehte Gewebsstücke.

    Grundsätzlich kommt natürlich alles in Frage, was irgendwie eine Kapillarwirkung aufweist, und halbwegs temperaturstabil ist.

    Zunderschwamm und Rohrkolben beispielsweise, oder einfach ein Stück Holzkohle.

    Bei mir habe ich Reste von Leinengewebe zusammen gerollt bzw. Reststücke von Leinegarn verflochten.

    Befestigungen für den Docht sind mir leider keine bekannt, waren aber eventuell auch nicht unbedingt notwendig.

    Im Fett und Wachs bleibt der Docht von selbst stecken, solange nicht der gesamte Inhalt der Lampe flüssig wird.

    Und von Öllampen weiß man, dass der Docht einfach an den Rand der Schale gelegt werden konnte. Hat den Vorteil, die Lichtausbeute einer Lampe durch Hinzufügen weiterer Dochte rings um den Rand ganz einfach nach Belieben variieren kann.

    Bei mir habe ich den Docht in der Öllampe durch eine Tonperle gezogen und konnte ihn dadurch in der Mitte platzieren.

    Verwendet man im Öl Zunderschwamm oder Holzkohle als Docht, so kann man diese in pyramidenförmige Stücke schneiden, die von alleine stehen bleiben.

    Die Originalfunde bestehen aus Keramik.

    Ton kam für mich jedoch nicht in Frage. Auf den ganzen Aufwand, das Zeug irgendwohin zum Brennen bringen und wieder abholen zu müssen, hatte ich keine Lust.

    Eine für mich passende Alternative habe ich im Knetbeton gefunden. Der heißt wirklich so. Gibt's im Bastelbedarf.

    Das ist im Grunde ein Zement mit ein paar Beimengungen, der mit Wasser angerührt und dann knetfähig wird. Lässt sich in jede beliebige Form bringen, und wird nach rund einer Stunde bereits fest.

    Über Nacht ist der völlig durchgehärtet, stabil wie Beton, wasserdicht und temperaturbeständig. Das Rohmaterial ist hellgrau, und lässt sich beispielsweise mit Erdpigmenten beliebig einfärben.

    Die fertige Oberfläche ähnelt einem groben Ton, und lässt sich bei Bedarf auch schleifen und polieren.

    Auf den ersten Blick von gebrannter Keramik kaum zu unterscheiden, und von daher für mich eine praktische Alternative für gelegentliche 'Keramik' - Basteleien.

    Die trichterförmige Fußschale war vor einiger Zeit mal mein erster Versuch. Da hatte ich noch mit künstlichen Pigmenten experimentiert und versucht, die erst nach dem Trocknen aufzubringen. Wie man sieht, war das ne doofe Idee ;)

    An manchen Stellen blättert das direkt wieder ab, und an anderen bekommt man es ums Verrecken nicht wieder runter.

    Bei den anderen beiden - späteren - Exemplaren habe ich natürliche Erdpigmente verwendet, und diese direkt beim Anmischen zugefügt. Die Ergebnisse sind um Längen besser.

  • Klasse, das nenne ich Timing ^^.

    Ich wollte gerade einen Thread bezüglich dem Material für die Dochte römerzeitlicher Öllampen aufmachen.

    Ich werde mal Leinen und diverse Textilreste ausprobieren, also danke für die Infos.

  • Dieses Thema enthält 2 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!