Messer im Birka-Stil

  • Messer mit Scheide und Bronzebeschlägen im Birka-Stil

    Zeit und Region: Birka, ca. 10. Jahrhundert

    Länge gesamt; 17 cm

    Länge Klinge: 6 cm

    Klinge: Monostahl

    Griff: Erle

    Scheide: vegetabil gegerbtes Leder mit Bronzebeschlägen

    Anspruch: fundnah / belegorientiert

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    In zahlreichen weiblichen Bestattungen von Birka findet sich unter den Beigaben ein Messer samt einer Lederscheide. Das ist soweit nicht ungewöhnlich, jedoch sind etliche der Scheiden in einer Art und Weise mit Bronzeblechen verziert, wie sie sonst überwiegend bei langen Hiebmessern/Saxen aus dieser Zeit vorkommen.

    Sie bilden einen für Birka eigenen, sehr typischen Stil. Greta Arvidsson schreibt dazu in 'Birka II - 3' in Kapitel 16:

    "[...] Charakteristisch ist bei diesem Typ die aus Leder gefertigte Scheide, die die ganze Klinge und das Heft umschliesst und auf der einen Seite des Hefts in dessen gesamter Länge eine breite Zunge aus doppeltem Leder bildet. Die Metallbeschläge der Scheide bestehen aus einem rinnenförmigen Ortband aus U-förmig, zusammengebogenem Bronzeblech mit langgezogenen Schenkeln, aus quergeriefelten Klemmen in variierender Zahl, die zwischen dem obersten Teil des Ortbandes und dem verzierten Bronze- oder Silberbeschlag sitzen, der die Lederzunge am Heft bedeckt. Dieser Beschlag ist meistens an der oberen, umgebogenen Kante am breitesten und wird nach unten zu schmäler. Beschläge mit gleichbreiter Form kommen jedoch auch vor.

    Die Verzierung dieser zu Seiten des Hefts zusammengebogenen Beschläge entspricht völlig der an den Hiebmessern. Sie besteht aus stufenförmig ausgestanzten Zipfeln an der nach innen gerichteten Längsseite, oft kombiniert mit T-förmig oder stufenförmig ausgestanzten Löchern. [...]"

    Die Klinge des Messers habe ich aus einem Monostahl geschmiedet, in Öl gehärtet, und danach geschliffen und etwas poliert. Größe und Form der Klinge ist an dem Messer aus Bj. 633 angelehnt.

    Der Griff besteht aus Erlenholz. Wie bei zahlreichen Vergleichsfunden verbreitert er sich nach hinten zu und hat einen tropfenförmigen Querschnitt.

    In den Griff habe ich ein Loch gebohrt und den Erl in mehreren Schritten eingebrannt. Leider ist dabei die Öffnung vorne etwas größer geworden als geplant. Nach dem Einsetzen der Klinge in den Griff (mit modernem 2K-Kleber) habe ich die Öffnung aus hygienischen Gründen mit Bienenwachs aufgefüllt.

    Früher hätte man dies vermutlich mit Birkenpech gemacht, aber das hatte ich gerade nicht zur Hand.

    In Birka existieren vergleichsweise viele Messer mit Drahtwicklung(en) am Griff, meist aus Bronze oder Silber.

    Deswegen habe ich mein Messer ebenfalls mit Drahtwicklungen verziert, orientiert am Messer aus Bj. 767 (drei miteinander verbundene Wicklungen vorne am Griff).

    Hierzu habe ich Vertiefungen in den Griff geschnitzt, den Draht eng dort hinein gewickelt, und in den Übergängen miteinander verdrillt.

    Das Ende des Drahtes ist in den Griff geschlagen und dadurch gesichert.

    Die Scheide besteht aus vegetabil gegerbtem Rindsleder, welches ich im nassen Zustand an Klinge und Griff angeformt habe. Nach dem Trocknen verhärtet das Leder ein wenig und behält seine neue Form bei.

    Danach habe ich die Scheide mit einem gewachsten Leinengarn im Sattlerstich vernäht und leicht gefettet.

    Die Beschläge bestehen aus Bronzeblech. Für eine passgenaue Form habe ich die Beschläge zuerst aus Pappe zugeschnitten und danach auf die Bleche übertragen.

    Die stufenförmigen Muster lassen sich einfach und sauber in das Blech hinein feilen.

    Mit Hilfe von Bronzenieten habe ich die Bleche auf der Scheide gesichert.

    Zum Schluss habe ich durch Blech und Leder noch ein Loch gebohrt und einen kleinen Ring aus Bronzedraht eingefügt, um das Messer im Alltag befestigen und tragen zu können.

    Zeitaufwand: insgesamt vier Abende

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