1150 war eigentlich nie eine Zeit die ich bewusst angestrebt habe. Eigentlich komme ich von 1250, diese Zeit hatte ich ausgesucht, weil sie mir sehr häufig dargestellt erschien und meine Hoffnung war, das man so mehr Zusammenspiel mit anderen Darsteller:innen bei Veranstaltungen hat. Was man halt so denkt wenn man anfängt.
Bei der Recherche und bei Museumsbesuchen sprangen mich jedoch Beinarbeiten an : neben den Schnallen der Runneburgtasche in der selben Vitrine lag ein kleiner Klappspiegel und damit hatte mich das 12te in der Tasche. Bei einer verbissenen und sehr langen Suche und dem Bemühen den Warberger Spiegel noch einmal zu sehen stellte sich heraus das es einen ganzen Komplex von Klappspiegelfassungen und auch Kästen gibt, die scheinbar nach einem Baukastenprinzip gehören. Aus diesem Fundus wurde das Londoner Kästchen in Köln ausgestellt und es war klar das will ich haben ! Nur für mich, für meinen Nachttisch, zum Zopfgummis und Ohrringe aufbewahren.
2 Jahre habe ich daran gearbeitet und dann kam der Wunsch die Herstellung solcher Stücke doch auf Veranstaltungen zu zeigen, also musste Kleidung dazu her.
Was sich als schwierig erwies. Es ist nicht klar wer diese Stücke herstellte, ob dies in Heimarbeit geschah, oder in klösterlichen Werkstätten. Ob Frauen diese Arbeit überhaupt ausführten ?
Also ging ich sehr viele Kompromisse ein. Ich brauchte ein Kleid in dem man arbeiten kann. Ein schwieriges Unterfangen denn in Köln und Umgebung ist wenig zu finden. Da ist das Steinrelief aus der Abtei Brauweiler, das Tierkreiszeichen der Jungfrau, die zwar immerhin eine Schürze trägt, aber Tütenärmel hat, die mich beim schnitzen gestört hätten.
Allgemein gibt es wirklich wenige Abbildungen von einfachen Frauen für diese Zeit. Im Hortus delicarus wurde ich fündig. Schlichte Kleider mit engen überlangen Ärmeln und überlangem Rockteil. Farblich habe ich mich für Blau entschieden, Blau ist als Pigment gut erhältlich und wurde in Köln gefärbt, davon zeugen die Straßennamen Waidmarkt und Blaubach.
Den Stoff dazu habe ich selbst gewebt, mit dem Schnitt des Kleides bin ich trotz mehrerer Probekleider unzufrieden, es hätte seitlich mehr Stofffülle in Form von Geren die bis über die Achsel hinaus gehen benötigt.
Angedacht ist das es ein Kleid ist das optisch nicht ganz arm aussieht, es ist immerhin farbig, aber es ist in einem 2/1er Köper gewebt, die Rückseite ist Naturoptisch grau, die Schauseite blau. Der Stoff ist nicht ganz fein, hat eine eher grobe Optik, das erschien mir als Arbeitskleid passend.
Die Schuhe sind nach einem Fund aus Schleswig, schön schlicht und funktional. Einmal ein paar ganz schlichte Schlupfschuhe die mir Hermann gemacht hat, und die Standartschuhe mit der Schnürung an der Innenseite von Andy Helfert zum wechseln.
Die Kopfbedeckung kann als schlichter Schleier getragen werden und wenns windig ist oder arg nervt auch als Wimpel. Dazu gibt es einen schlichten kapuzenlosen Schlupfmantel in Naturbraun für Schietwetter.
(fürs erste ein Bild, ich lege später gerne noch nach)
Kölnerin um 1150 - Mittelalterforum.org
Auch der Marktstand ist ein Kompromiss. begonnen hatten wir als Familie um 1250 als Würfelmacher.
Ein Würfelmacher ist in der mittelalterlichen Marktschicht des Altermarkts in Köln belegt. Der Marktstand war schon in Auftrag gegeben bevor das Projekt Schatzbaukasten startete. Wie das bei guten Dingen ist, das dauert und wie das auch so ist, entwickelt man sich währenddessen weiter. Der Stand ist eine Arbeit von Haste Feuer, auch Mitglied hier im Forum.
Die Form des Standes ist durch eine mittelalterliche Abbildung belegt, jedoch nicht für diesen Zeitraum, schlicht weil es für diese Zeit überhaupt keine Abbildungen desgleichen gibt.
Ein Mittelding aus Werkbank und Tisch hat Gryphan de Snitger nach meinen Vorstellungen gearbeitet. Vollkommen unbelegt als Zugeständnis eine gute Arbeitshöhe zu haben und die Werkstücke so bearbeiten zu können das Besucher diese auch sehen können. Der Tisch hat sich sehr gut bewährt, ebenso der Marktstand.