Bronzedose aus Gotland

Save the Date: Forentreffen am 10./11.05.2025

Am genannten Termin findet im Mittelalterhaus Nienover das Forentreffen 2025 in Verbindung mit der Handwerkermeile statt. Wer vorbei kommen oder sich und sein Handwerk vorstellen möchte ist herzlich eingeladen.

Um Anmeldung wird gebeten. :)
  • Bronzedose aus Gotland

    Material: Bronze

    Durchmesser: ca. 6 cm

    Höhe: ca. 7 cm

    Zeit: Ende 10. / Anfang 11. Jahrhundert

    Region: Gotland

    Original: SHM 23228

    Anspruch: fundnah / belegorientiert

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    Vom Ende der Wikingerzeit kennen wir etliche - im Grunde baugleiche - Dosen aus Bronzeblech.

    Sie wurden meines Wissens alle im Kontext mit Hortfunden entdeckt und dienten stets als Behälter für Münzen, Schmuck und andere Wertgegenstände.

    Die kleinste dieser Dosen habe ich hier rekonstruiert, die größte Dose misst 17 x 15 cm. Alle weiteren Exemplare siedeln sich gleichmäßig verteilt dazwischen an. Bis auf zwei Dosen mit längsovaler Grundfläche haben alle anderen Dosen einen kreisförmigen Boden.

    Die Wände der Dosen sind jeweils aus einem Bronzeblech gefertigt, und ihre Öffnungen weisen weitestgehend die gleichen Durchmesser auf wie deren Boden. Die Bleche sind entlang einer vertikalen Naht miteinander verlappt / verzahnt, der Boden ist auf die gleiche Weise eingepasst. Die Deckel der Dosen sind identisch konstruiert und meist konvex geformt.

    Die Bodenfläche der meisten Dosen ist nach außen gewölbt.

    Dieses Detail hat mich immer schon irritiert. Konstruktionstechnisch macht es bei einer einfachen Dose wenig Sinn, die Bodenfläche so zu formen, dass die Dose nicht gerade stehen kann. Wenn Ihr hierfür eine vernünftige Erklärung habt, lasst es mich wissen.

    Meine Dose habe ich jedenfalls mit einem geraden Boden versehen, Original hin oder her.

    Die Detailaufnahmen der Funde - soweit vorhanden - sehen so aus, als wären die Bleche ohne zusätzliche Hilfsmittel miteinander verbunden worden. Grundsätzlich würde das auch funktionieren. Man kann die Bleche miteinander verzahnen und durch Hämmern relativ fest verbinden. Möglicherweise wurden die Bleche jedoch zusätzlich mit Zinn verlötet, welches sich aufgrund der geringen Menge im Boden nicht erhalten hat. Im Sinne einer besseren Stabilität habe ich mich letztlich für eine solche Lötverbindung entschieden.

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    Die eigentliche Rekonstruktion gestaltete sich weitestgehend unproblematisch.

    Zwar fehlt beim Original dieser Dose der Deckel und der Korpus ist nur in Teilen erhalten, allerdings existieren ausreichend viele Vergleichsfunde.

    Zuerst habe ich die Bronzebleche weich geglüht, um sie gut formen zu können.

    Ein rechteckiges Stück davon habe ich zu einem Zylinder gebogen und eine der Stirnseiten im Abstand von jeweils 5 mm eingeschnitten. Die entstandenen Laschen habe ich abwechselnd nach oben und nach unten gebogen und die Gegenseite des Blechs dazwischen gelegt. Anschließend habe ich die Laschen mitsamt dem Blech flach gehämmert und die Oberfläche geglättet. Den Boden habe ich auf die gleiche Weise eingefügt und den Deckel letztlich genauso angefertigt. Lediglich die Oberseite des Deckels habe ich zuvor wie eine Schale ausgeformt, um den konvexen Deckeln der Originale zu entsprechen.

    Im Anschluss habe ich Dose und Deckel verlötet, abgeschliffen und poliert.

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    Interessanterweise sind solche Dosen anscheinend nur in einer relativ kurzen Periode auf Gotland verwendet worden. Im Rest von Skandinavien sind sie weitestgehend unbekannt. Aber genau deswegen finde ich sie besonders reizvoll.

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    Der Eintrag beim SHM ist leider ohne Bild. Das Original und die Parallelfunde findet Ihr in 'Die Schatzfunde Gotlands zur Wikingerzeit' abgebildet.

    Zeitaufwand: ein Abend

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