Der Bau einer Pavesen. Ein Versuchs- und Landzeitprojekt.

  • Einleitung und Vorwort:

    Einigen wird der Beitrag aus einem anderen Forum bekannt vorkommen. Da dieser aber hier eher noch das Interesse finden wird, habe ich aus diesem Grund mir mal die Zeit genommen meinen alten Beitrag zu überarbeiten und hier einzustellen.

    Wer jetzt denkt ich berichte hier über den Bau von Schlossschraubenpressspanpavesen ala Middelaldamarkt bzw. schaukampftauglichen Pavesen wird nicht viel Freude über diesen Beitrag haben.

    Begonnen hatte es vor vielen, vielen Jahren mit einem Besuch des Humpis-Quatier in Ravensburg

    Bei Interesse: https://www.museum-humpis-quartier.de/mhq/museum/das-museum/

    Quelle: Museum Humpis Quartier

    Unter den Ausstellungsgegenständen ist u.a. auch eine Pavese der Stadt Ravensburg ausgestellt und damit hatte alles angefangen.

    Pavesen habe ich in Burgen und Museen eigentlich schon mehrere gesehen, aber diese Bauart bisher seltenst. Interessant war dabei auch das man einen kleinen Einblick auf die Rückseite erhaschen konnte. Von da an fand mein Interesse am Aufbau von Pavesen mehr an Bedeutung und die Neugier welche Materialien und welche Arbeitstechnik hierzu verwendet wurden.

    Kurzum wurde der Beschluss gefasst etwas mehr Recherche über Pavesen zu erholen um dann eine Pavese zu bauen.

    Schritt 1: Die Recherche

    Die Recherche glich aufgrund der Vielzahl schon fast einer Odyssee, was zur Folge hatte sich hierbei mehr auf Pavesen aus dem süddeutschen Raum zu richten. Somit hatten Besuche von Burgen und Museen von Coburg bis Basel, neben viel Fahrerei auch einiges an Zeit in Anspruch genommen. Leider waren deren Beschreibungen meist sehr dürftig und Rückseiten der Ausstellungsobjekte mit viel sportlichen Einsatz zu betrachten.

    Um mehr über die Ausstellungstücke zu erfahren wurden sodann div. Museen und Verwaltungen von Burgen, bzw. Bibliotheken kontaktiert. Hierbei kam aber kam meist keine oder nur eine kurze Antwort wie Größe und evtl. Baujahr, öfters mal ein kurzer Archivierungsvermerk mit dem Hinweis: Zeit: Um…. Material Holz, Leinen, Leder und Größe, folglich meist auch nicht mehr als am Ausstellungsstück im Museum bzw. Burg beschrieben, bzw. Bücher mit nicht viel aussagekräftigen Hinweisen, dies war es meist auch.

    Mit viel Glück bekam man Hinweise auf Restaurationsberichte bzw. Restauratoren. Unter anderem

    Viel ergiebiger waren dann die Einladungen ua. zu Tagungen oder Besuch der Museen mit der Gelegenheit das Objekt aus der Vitrine mal genauer betrachten zu können und als absoluter Glücksfall die Einladungen in die Museumsdepots wo man auch mal die nicht so schön und prächtigen Pavesen die zur Ausstellung nicht geeignet erschienen, gesehen hatte und hierbei auch mehr über den Aufbau und das Material sehen konnte.

    Nach der Recherche die mir insgesamt sehr viel Zeit, Fahrerei und Korrespondenz bescherte, Insgesamt ca. 6 Jahre) war es nun so weit den Bau zu planen.

    Wegen der Vielzahl an Informationen über Formen Bauarten uvm. die ich nun hatte, stellte sich aber nun die Frage welche Pavese baue ich nun?

    Fast jede hatte so ihren Reiz, doch leider auch fehlende Infos zu bestimmten Details. Somit wurde der Beschluss gefasst eine Pavese zu bauen bei der die Details belegt werden können, aber im Gesamtkontext nicht existierte. Folge nicht A aber doch belegt.

    Schritt 2 (Materialbeschaffung)

    Die Materialbeschaffung war nicht sonderlich so aufwändig wie die Recherche, da die meisten Dinge vorrätig bzw. leicht zu besorgen waren. (Holz, Knochen-, Hautleim, Farbpigmente, Leinöl, Sehnen, Rohhaut, Leder, Wasser usw.) Wer lange genug im Hobby ist, hat hier auch seine Quellen.

    Schritt 3 (Die Versuchsreihen und Bau)

    Weitaus Zeitaufwändiger waren aber wieder die Versuchsreihen und der Bau. Da ich unbedingt mal wieder alles ohne Maschinen und modernen Hilfsmittel gemacht habe. Was ja auch der Sinn und Zweck des Projektes war.

    Versuchsreihen warum dies werden sich nun einige Leute Fragen.

    Nun dies hat den Grund, dass mir einige Dinge der Mischungsverhältnisse von Leimen und Farbe, Konstruktion und Verarbeitung unbekannt oder aus den Büchern, Dokumenten usw. zu ungenau waren.

    Es fasziniert immer wieder wen man in Büchern liest „man nehme etwas vom Pulver und vermische es mit etwas Wasser“ oä.

    Folge, man muss Arbeitstechniken bzw. Mischungsverhältnisse selber ausprobieren, was eigentlich die meiste Zeit vom Bau in Anspruch genommen hatte und so manche Arbeitstechniken bzw. Mischungen nicht oder nicht so sehr gelungen sind.

    Ergebnis war dann erst einmal eine einfache Versuchspavese (Pavese 1 Abb. 1 und 2) zu bauen, wobei hier die Bauschritte nicht bildlich dokumentiert wurden.

    Pavese 1 Vorder- (Abb. 1) und Rückseite (Abb.2)

    Die Vorlage in Größe und Formgebung war hierbei eine Pavese aus dem GNM Nürnberg, Datierung 15 Jh.

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    Abb. 1

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    Abb. 2

    Korbus: Fichte stumpf mit Knochenleim verleimt.

    Zwischenlage: Sehnenfasern

    Überzug: Leinen mit Knochenleim verklebt.

    Vorderseite mit Rohhaut bespannt.

    Oberfläche mit Kreidegrund und anschließender Bemalung mit Leinöl und Farbpigmenten.

    Oberflächenversiegelung mit Leinöl (Was sich letztendlich als Fehler herausgestellt hatte.)

    Griffe Rohhaut und Leder.

    Leider sind dort einige Dinge misslungen was die Folge hatte erneut eine Versuchspavese (Abb. 3 bis 7) mit den Erkenntnissen vom Bau der ersten Pavese und zeitgleich das eigentliche Projekt mit den erprobten Mitteln bzw. Techniken herzustellen und teilweise zu dokumentieren.

    Wobei bei Pavese 2 keine mir bekannte belegbare Formgebung gegeben ist. Ich wollte hier nur was ausprobieren, bzw. Testen.

    Pavese 2 Korpus Vorder- (Abb. 3) und Rückseite (Abb. 4) Draufsicht (Abb. 5) Fichtenbrettchen stumpf mit Knochenleim verleimt und verdübelt.

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    Abb. 3

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    Abb. 4

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    Abb. 5

    Nach der Bespannung mit Oberflächenbehandlung und Montage der Handhabe Pavese 2 Vorder- (Abb. 6) und Rückseite (Abb.7)

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    Abb. 6

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    Abb. 7

    Überzug: Leinen mit Knochenleim verklebt.

    Oberflächenbehandlung: Grundierung Kreidegrund 2 Schichten. Schlussbemalung (Ruß, Steinmehl, Kreide, Leinöl Griffe Rohhaut und Leder.

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