Historische Waffen, Rüstungen und anderes Kriegsgerät in historischen (Schrift-) Quellen

  • Moin,

    Mir ist aufgefallen, dass es im Forum noch keine Stelle gibt, wo historische (Schrift-) Quellen, zB städtische Kriegsordnungen oder Burginventare, welche historische Rüstungen, Waffen oder anderes Kriegsgerät (zB alles rund um die Belagerung) auflisten oder auf anderweitig interessante Weise erwähnen, gesammelt wird. Darum schlage ich vor, hier unsere Funde zu diesem Thema zu sammeln & ggF unsere Auslegungen zu diskutieren.

    Wozu? Um relativ verlässliche Hinweise zu sammeln, welche Objekte wann wo vorkamen (oder zumindest gefordert wurden). Das kann nicht nur bei der Wahl der individuellen Waffen & Rüstungen für eine Darstellung helfen, sondern liefert teilweise auch die örtlich gebrauchten Begriffe mit. Klar, Bücher empfehlen ist ne feine Sache, insb zusätzlich, aber digitalisiert macht sich nur ein Mal eine Person Mühe, das herauszuarbeiten.


    Waffen & Rüstungen in der Kriegsordnung der Stadt Soest von ca 1445:

    Diese Kriegsordnung führt die militärische Ausrüstung an, weil der individuelle Anteil an der Beute von der persönlichen Ausrüstung (in verschiedenen Klassen der Mindestausrüstung) abhängig gemacht wird. Ein schönes Beispiel von Anreiz zu aller Nutzen.

    Ganz kurz zusammengefasst: Reiter & Nahkampfinfanterie idealerweise von Schoß bis Scheitel mit Blech oder Ringpanzer gepanzert, berittene Schützen so oder mit Schild weniger, & die Schützen zu Fuß auch ganz ohne Rüstung oder Schild. Die Schützen mit Büchsen oder Armbrüsten, die Nahkämpfer zu Fuß mit Spieß oder beschlagener Keule, sowie mit Wurfbeil oder kampftauglichem Messer bewaffnet.

    Die Ziffern in ,,)" sind die Absätze in der Quelle, zum schnelleren Finden.

    ,,3)" Reiter & reysener (Soldreiter(?)):

    - harnsche (= allgemein für Rüstung oder volle Rüstung?)

    - pantzer (= Ringpanzer / Kettenhemd: wäre so zumindest typisch; siehe später auch die Differenzierung zur Brust)

    - kragen (= eigentlich selbsterklärend, aber bleibt offen, ob einer aus Blech oder aus Ringpanzer, oder gar ein Bart (engl bevor) gemeint ist)

    - ysenhoit (das i ist ein lautloses Dehnungs-i) (= Eisenhut, Schaller oder Helm allgemein?)

    Die berittenen schutten (Schützen) werden explizit von obiger Anforderung ausgenommen: (...) uitgeseget off welck schutte dar mede were, dey eynen schilt vorde ind sulkes harnsches nicht al en hedde, dey solde gelikewol sulke bute hebn. sie brauchen Tbloß einen Teil der Rüstung, sofern sie einen Schild führen.

    - Die Bewaffnung wird nicht beschrieben. Wurde das eh schon innerhalb der Ränge dieser ,,Waffengattung" ausgemacht?

    ,,4)" Fußkämpfer / Infanterie (hier die höherer Güte, die schlechter bezahlten derer haben keine Rüstungen; werden an anderer Stelle auch als voytlude beschrieben):

    - yserenhoit (siehe ysenhoit)

    - krage (wie oben) oder hundeskogel (Ich vermute hier, anders als umgangssprachlich genutzt, eine Art Haube oder Bart aus Ringpanzer. Eine kleine Ausführung gibt es zB hier dazu, aber bin ich mir recht sicher, auch bei Capwell oÄ davon gelesen zu haben.)

    - pantzer (siehe oben), alternativ eine borst (,,Brust"= vermutlich Plattenbrust) mit schot (,,Schoß", unklar, ob aus Blech oder Ringpanzer)

    Bewaffnung:

    - eyne gude beslagen kulen (= eine gute beschlagene Keule; das, was landläufig auch als ,,Morgenstern" (also die lange Stachelkeule, ohne Kette) bezeichnet wird?), alternativ eine peyk / peynck (= Pike / Speer / Spieß) als ,,Hauptbewaffnung" (wird da nicht so genannt, ist es letztlich aber)

    - eyne worpbarden (Wurfbeil, schon mal hier im Forum angesprochen worden), alternativ eyn gut nagelmes (etwas zwischen Bauernwehr & und langem Messer (?)), als ,,Sekundärwaffe"(wird da nicht so genannt, ist es letztlich aber). Ein Schönes Detail zu den beiden Zweitwaffen ist die Anmerkung dey gud syn ind ther wer dogen (es wird also die Qualität spezifiziert, dass diese Waffen auch zum Kampf taugen sollen). Ein anderes Detail ist, dass auch explizit nur ein Wurfbeil vorzuzeigen ist, nicht etwa mehrere, wie man bei Wurfwaffen annehmen könnte.

    ,,5)" bussenschutters & armborstschutten / Büchsenschützen & Armbrustschützen:

    Es wird keinerlei Rüstung oder zusätzliche Bewaffnung (neben den namensgebenden Waffen bussen & armborst) gefordert, es wird bloß angegeben dey to voyte mede synt (,,die zu Fuß dabei sind"). Dennoch erhalten sie den gleichen Anteil an der Beute, wie die unter ,,4)" genannten Fußkämpfern.

  • Also speziell was das Nagelmesser angeht, suche ich jetzt schon länger und habe keine antwort.

    In einem Schadlosbrief meiner Stadt kam es auch vor.

    Der User Patty (einer vom Fach) hat bisher wohl auch keine Antwort.

    Es scheint bisher auch nicht möglich den Begriff einer Realie zuordnen zu können.

    (Schriftquelle in Verbindung mit Abbildung, oder konkrete Beschreibung der Waffe sind mir nicht bekannt.)

    Bin für jeden Hinweis sehr dankbar.

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