Tunika, Cotte, Surcot, Gardecorps, Houppelande.... was ist das eigentlich?

  • Hallo zusammen,

    heute eröffne ich bewusst in diesem Bereich das Thema um Begrifflichkeiten bzw. Grundlegendes rund um das Thema Bekleidungsbestandteile und ihre Bezeichnungen. Hintergrund sind immer wieder gerade von Anfängern im Hobby dazu aufkommende Fragen.

    Wie können Bezeichnungen kurz, prägnant und leicht verständlich erklärt werden? Helft ihr mit in diesem Thread eine Sammlung der gebräuchlichsten Bezeichnungen und deren zeitliche Einordnung zusammen zu stellen?

    Fange ich damit an:

    Tunika

    Von der Antike bis ins Spätmittelalter getragenes etwa knielanges, bei Frauen bis zum Knöchel reichendes Hemd aus Wolle, ursprünglich aus zwei rechteckigen Stoffstücken zusammen gesetzt. Sehr lange dominieren gerade Schnitte, seitliche Geren zur Regulierung der Weite sind etwa ab 1.000 n.Chr. nachgewiesen. Die Tunika kann als Unter- oder Überbekleidung getragen werden.

    Cotte

    Die Cotte ist ein der Tunika ähnelndes langärmeliges Kleidungsstück das gleichermaßen von Männern und Frauen beginnend mit dem Hochmittelalter getragen wurde. Die Länge variierte für Männer von Knielang bis zu den Knöcheln, bei Cotten der Männer wurden, sofern benötigt, vorn und hinten Schlitze für mehr Bewegungsfreiheit eingearbeitet. In der Grundform wurde die Cotte ebenfalls aus geraden Stoffbahnen mit Geren (Keile) zur Anpassung der Weite angefertigt. Stoffe konnten Wolle, Leinen oder Seide sein.

    Surcot

    Wie der französische Name sagt ist der surcot ein über der Cotte getrages Kleidungsstück. Der Surcot kann keine oder unterschiedlich lange Ärmel besitzen und wurde ebenfalls aus Wolle, Leinen oder Seide gefertigt. Ebenfalls ab dem Hochmittelalter bekannt.

  • Gleich mal ein kurzes Veto: für Cotte und Surcot kann man Leinen als Oberstoff weitestgehend ausschliessen - allein schon weil sich Leinen (außer mit Waid/Indigo) eigentlich nicht wirklich haltbar färben lässt, und wer will schon farblose Kleidung...?

    Weitere Begriffe die häufig verwendet und gelegentlich missverstanden werden wären zB:

    Hosen
    Damit sind die für Männer bis über den Oberschenkel, für Damen bis übers Knie reichenden Wollröhren gemeint, die bei Damen immer, bei den Herren teilweise auch einen Fußteil haben. Für Herren ist statt des Fußteils auch ein Steg unter dem Fuß möglich. Der mittelhochdeutsche Begriff "hosen" entwickelt sich zu dem modernen Wort Hose weiter und daran erinnert noch der etwas altmodische Begriff "ein Paar Hosen" - waren halt ursprünglich zwei Einzelteile. Der heute in der Szene oft verwendete Begriff "Beinlinge" ist eher modern.

    Garnache

    Die Garnache kommt so etwa ab dem Hochmittelalter auf und ist ein meist umgegürtet getragener vorn geschlossener Überziehmantel mit oder ohne Kapuze, der seitlich ab der Hüfte geschlitzt war und meist offene, pelerinenartig rund geschnittene halblange Ärmel hatte.
    Eine Recherche und Rekonstruktion so eines Kleidungsstückes findet sich zB hier: https://wh1350.at/de/kleidung/kl…unem-wollstoff/ (Quelle=Link)

    Gardecorps

    Auch ein Gardecorps ist eine Mantelform die als Reisemantel ab dem 13. Jhdt. für beide Geschlechter in Mode kam. Auch der Gardecorps ist vorn geschlossen, hat aber im Gegensatz zur Garnache keine seitlichen Schlitze und lange, in der Variante für gehobene Stände oft sogar überlange und stark plissierte Ärmel. Auch der Gardecorps wird ungegürtet getragen und hat eigentlich fast immer eine Kapuze. Neben der Verwendung als Reisemantel für gut situierte Personen taucht der Gardecorps in Illustrationen auch häufig als Standesbekleidung von gebildeten Berusfgruppen auf, zB bei Ärzten oder Architekten.

    It´s not worth doing something unless someone, somewhere, would much rather you weren´t doing it. (Terry Pratchett)

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