Wie "Wikinger" in ihrer Blütezeit um das Jahr 900 bis 1000 herum aussahen ist oft Spekulationen und nicht zutreffenden Annahmen unterworfen. Dieses Video von A-Papst Production zeigt recht anschaulich wie ein Bewohner der Handelssiedlung Haithabu um 900 n. Chr. nach dem aktuellen Stand der Forschung wohl tatsächlich aussah.
Er trug folgende Kleidung und Ausstattung:
- Untertunika aus Leinen (Leinen hat hervorragende Eigenschaften, evtl. kann eine/r unserer Stoffkundigen in einem eigenen Beitrag etwas dazu schreiben?)
- eine körperbetont sitzende Hose aus mit Pflanzen gefärbtem Wollstoff, hier eine Rekonstruktion einer im Thorsberger Moor bei Schleswig gefundene eisenzeitlliche Hose
- eine etwa knielange Tunika aus mit Pflanzen gefärbtem Wollstoff
- einen schmalen Ledergürtel, bei ärmeren Ständen mit eiserner D- Schnalle, Wohlhabendere mit oft mit Flechtbandmustern verzierter Schnalle und Gürtelzunge aus Bronze
- eine ebenfalls wollene Mütze, die aus konischen Dreiecken oder, in der einfacheren Form, einem zusammen genähten Schlauch gefertigt wurde
- einen mit einer Nadel aus Bein zusammen gehaltenen Rechteckmantel. Nach Kurt Schietzel in "Spurensuche Haithabu" waren im Fundgut Nadeln aus verschiedenen Werkstoffen noch vor Fibeln die häufigste Variante der Befestigung von Kleidungsstücken
- eine Tasche mit großen hölzernen ornamentierten Bügeln
- eine auf das Ende des 11. Jhdt. datierte, im norwegischen Skjoldhamn gefundene Gugel, somit zeitlich zum dargestellten Zeitraum des Videos nicht passend
- wendegenähte Schuhe
Diese im Video zu sehende Kleidung bezieht sich mit Ausnahme der Gugel auf die Kleidung im Raum Haithabu. Wie die Kleidung in anderen Siedlungsgebieten der heute pauschal als "Wikinger" bezeichneten nordischen Völker aussah ist mir nicht genau bekannt. Doch unterschieden sich die Kleidungsstile mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht sonderlich von denen anderer Völker. Zum einen gab es kulturellen Austausch, so sind weit gefächerte Handelsbeziehungen der Wikinger zu anderen Völkern bekannt, zu anderen stehen pragmatische Gründe im Vordergrund. Stoffherstellung war aufwändig, es wurde nichts verschwendet.
Die vergleichsweise einfach anzufertigende, aus Rechtecken und Keilen bestehende Kleidung findet sich über Jahrhunderte seit der Antike vom Mittelmeerraum bis zu den nordischen Völkern. Somit kann für die weiteren Siedlungsgebiete der nordischen Völker von identischer, sich nur in Nuancen oder Verzierungen unterscheidender Kleidung ausgegangen werden.
Für Kleidung oder Kleidungsbestandteilen aus Leder oder Fellen gibt es für diese Zeit, zumindest meinem Kenntnisstand nach, keine Nachweise.