Kaptorga aus Starigard/Oldenburg in Holstein

  • Moin

    Als Kaptorga werden in der slawischen Archäologie kleine Blechbehältnisse bezeichnet, die als Anhänger getragen wurden. Mit Blick auf die orientalischen Vergleichsfunde und ihre von daher abgeleitete Bedeutung in der Ostkirche, gelten sie als Amulett bzw. Reliquienbehälter. Das Wort stammt aus dem Russischen und bezeichnete ursprünglich eine am Gürtel befestigte Metallkapsel.

    Kaptorgen wurden von I. Gabriel in zwei Typen unterteilt. Typ 1: Kleinere, aus einem rechteckigen Blech zu zwei unterschiedlich starken Röhren zusammen gebogene Kapseln. Fast alle bekannten Fundobjekte bestehen aus Silber und sind gewöhnlich mit Filigran und Granulation. Im Unterschied zum nachfolgend beschriebenen Typ 2, ist der Typ 1 nur an einer Seite mit einer angelöteten Blechscheibe verschlossen. Der Typ 1 ist im archäologischen Fundgut bei den Nordwestslawen einschließlich Polen und in Skandinavien nachgewiesen.

    Typ 2: Größere, trapezförmige, flache Büchsen mit reich dekorierten Schauseite und abnehmbarem Deckel. In der Verzierung herrschen orientalisch geprägte Motive vor. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in Osteuropa.

    Kaptorgen erscheinen mit einer bisherigen Ausnahme in Grab oder Hortfunden, Als Beispiel nenne ich hier Birka und Haithabu für die Grabfunde.

    Aus Starigard/Oldenburg i. Holstein liegen nun nach den archäologischen Ausgrabungen die ersten Siedlungsfunde des Typ 1 vor. 5 Fundobjekte konnten aus den Siedlungsschichten vom 9. bis in das 11. Jahrhundert geborgen werden. Die Starigarder Fundstücke fallen wegen ihres Materials auf, im Gegensatz zu allen anderen bisher bekanntgewordenen Kaptorgen, ausschließlich aus Silber gefertigt, bestehen sie aus Bronzeblech. 4 der Fundobjekte sind unverziert, ein weiteres fragmentiertes Stück ist mit einem Tremolierstich verziert.

    W. Duzko, der im Zusammenhang mit den Funden aus Birka, den Typ 1 behandelt, hat den überzeugenden Gedanken eingeführt, die Kapseln hätten zur Aufnahme eines Duftstoffes gedient.

    Das von mir schon vor Jahren angefertigt Stück in den Maßen 2,2 x 2,6 cm entspricht weitgehendst einem Fundstück, das aus der Siedlungsschicht des 11. Jahrhunderts stammt.

    Quelle:

    Starigard/Oldenburg, Ein slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein, Herausgegeben von M. Müller – Wille, Kapitel 11, Christentum und Heidentum, Von I. Gabriel.

    Bildquellen: Bild 1-3 eigene Aufnahme, Bild 4 Wikipedia

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