Der Doppelsöldner. "Mythos & Wirklichkeit"?!

  • Zur Vorgeschichte: Ich traf im September 2015 auf einer Veranstaltung in St. Gallen einen ambitionierten Besucher. Dieser war mit einem Schlachtwert auf dem Rücken unterwegs. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass er ein "Doppelsöldner" sei. Diese trugen im Zeitalter der Landsknechte so grosse Schwerter und bekamen, wenn sie damit umgehen konnten, den doppelten Sold.

    Mein Einwand, dass der Begriff "Doppelsöldner" schon auch - aber bei weitem nicht nur - am führen eines Schlachtschwertes festzumachen sei, verhalte in den klängen der lauten Musik (wegen der ich eigentlich dort war)... Mein Gegenüber hatte das mal irgendwo so gelesen und war fest davon überzeugt... wie es eben oft so ist.

    Zu seiner Bekleidung und der möglichen (und nicht möglichen) Trageweisen möchte ich hier jetzt gar nichts sagen. Ich ging in diesem Moment nicht weiter darauf ein, lud den netten jungen Mann aber mit dem Versprechen ins alte Mittelalterforum ein, dass ich versuchen werde den Begriff des Doppelsöldners in den nächsten Tagen etwas genauer zu beleuchten. Da ich Stück für Stück "brauchbare" Themen und Beiträge von mir aus dem alten Forum auch hier ins neue Forum holen möchte, poste ich dieses Thema nun auch hier (ich lade euch ein, dass gleiche mit euren Themen & Beiträgen zu tun).

    Der Begriff des des Doppelsöldners wird oft nur mit dem Schlachtschwert als Bewaffnung in Verbindung gebracht. Das dem nicht nur so ist, versuche ich mit diesem Beitrag aufzuzeigen. "Als Doppelsöldner galt im allgemeinen der erfahrene und/oder besser gerüstete Landsknecht der oft auch aus dem Adel kam". [Baumann:1994,s.28] Auch Delbrück beschreibt, dass Doppelsöldner "oft aus guten Häusern" kamen und "Patrizier und Ritter unter ihnen dienten". [Delbrück:2003,s.83] Da die Söldner bis in die 1560er Jahre ihre Ausrüstung selbst mitbringen mussten, waren es eben die meist besser gestellten, die mit "viel Rüstzeug" und besserer Bewaffnung ausgerüstet waren. Dazu zählte zum Beispiel ein Harnisch, ein Schlachtschwert, eine Hellebarde, eine Büchse, etc. etc... Dr. Meynert schreibt dazu "nur wer sich mit besserer Wehr und Waffe ausstatten konnte, auch höher gezahlt wurde. [...] wer ganz vorzüglich geharnischt war, besonders auch mit gutem Feuergewehr versehen war, empfing Doppelsold." [Meynert:1868,s.72] Interessant ist, dass häufiger auch Schreiber, Trommler und Pfeiffer den doppleten Sold erhielten [Baumann:1994,s.98] und sie zählten somit in den Soldbüchern genau so zu den Doppelsöldnern wie diejenigen der kämpfenden Abteilung, die "mit besonders guter und vollzähliger Wehr versehen waren".[Blau:1985,s.28] Der "doppelte Sold" waren übrigens 8 (statt 4) Gulden im Monat. [Miller&Richards:2004,s.13] Auch Siegfried Fiedler beschreibt den Doppelsöldner als "besonders ausgesucht und Kriegserfahren und er musste die entsprechende Bewaffnung einschliesslich der halben Fussknechtsrüstung vorweisen." Er schreibt weiterhin auch, dass "Feuerwaffenträger den doppelten Sold erhielten". [Fiedler:1985,s.67] Abschliessen möchte ich nochmal mit Meynart. Der beschreibt noch folgendes dazu: "nebst dem Vortheile der höheren Löhnung genossen sie auch die Auszeichnung, bei Zug- und Schlachtordnungen "im ersten Blatte", d. i. in erster Linie zu stehen". [Meynert:1868,s.72]


    Quellen für diesen Beitrag:

    -"Landsknechte - ihre Geschichte& Kultur vom späten Mittelalter bis in die frühe Neuzeit, von Reinhard Baumann, 1994, C.H. Beck Verlag München

    -"Die deutschen Landsknechte - Ein Kulturbild", von Friedrich Blau, dritte Auflage 1985, Akademische Verlagsgesellschaft

    -"Kriegswesen & Kriegsführung im Zeitalter der Landsknechte", von Siegfried Fiedler, Band 2 aus 1985, Bernhard & Graefe Verlag

    -"Landsknechte 1486-1560", von D. Miller & J. Richards, aus 2004, Siegler Verlag

    -"Geschichte der Kriegskunst - die frühe Neuzeit", von HAns Delbrück, aus 1920 Sonderauflage 2003, Nikol-Verlag

    -"Geschichte des Kriegswesens und der Heerverfassung in Europa, Zweiter Band von der Einführung der Feuerwaffen bis zum dreissigjährigen Kriege", von Dr. Hermann Meynert, 1868, BECK'sche Universitätsbuchhandlung

  • Danke für die Ausführungen.

    Kannst du eventuell etwas zur Kaufkraft des Gulden (welcher?) Im 16. Jhdt. sagen? Das halte ich ebenfalls für ein sehr spannendes Thema. Gerade weil im Zuge der Münzverschlechterung verschiedene Gulden unterschiedliche Feingehalte bei gleichem Münzfuß unterworfen wurden. Faktisch also eine Entwertung durch Silberbeimischungen.

  • Dieses Thema enthält 20 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!