Starthilfe spätes 9. Jhdt.

  • Halli Hallo liebe Freunde des Frühmittelalters,

    für meine Zweitdarstellung, die eines Dänen in den East Midlands Englands zwischen 870 und 875, also circa der Zeit des "Großen Heidnischen Heers" brauche ich Hilfe.

    Es ist mehr eine reine Spaßdarstellung und ich habe nicht vor allzu tief in das Thema einzutauchen, beziehungsweise mir sehr viel Literatur zu besorgen. Die gängigen Onliquellen habe ich natürlich im letzten Jahr durchforstet und denke, einen guten, oberflächlichen Überblick zu haben was das Thema angeht.

    Warum also den "Wikinger"? Meine ersten Schritte im Reenactment waren eine karolingerzeitliche Darstellung gewesen. Da Ich aber mittlerweile Bart und lange Haare trage, kommt für mich der Däne am ehesten für das 9. Jhdt. in Frage. Warum East Midlands? Es gibt Funde, die Literatur ist zum größten Teil online einsehbar und die Objekte sind relativ simpel. Ebenso hat mir die Gegend, welche ich einer Reise innerhalb von Derbyshire gesehen habe, gut gefallen.

    Ich möchte nicht alles vorgekaut haben, würde mir jedoch gerne den Segen der hiesigen Wikingerdarsteller abholen, was die nächsten Schritte angeht.

    Daher richtet sich dieser Thread besonders an Personen, welche eine wikingerzeitliche Darstellung betreiben und mir beim Aufbau der Kleidung und einigen Enscheidungen bezüglich der Ausstattung helfen können.

    Meine Darstellung soll die eines Dänen sein, welcher als Teil der Armeen und Banden, welche von den Angelsachsen als "Großes Heidnisches Heer" beschrieben wurden, nach England gekommen ist und sich dort sesshaft machen möchte. Ich strebe eher keine Kriegerdarstellung an, sondern eher etwas einfacheres.

    Meine Ausstattung wird daher keinesfalls ein Display anstreben, sondern eher funktional das abbilden, was eine Person eventuell in einem Camp mit sich trug.

    Ausstattung:

    An Trachtgegenständen habe ich eine Gewandnadel aus Bronze nach einem Fund aus dem Grabhügel 56 in Heath Wood. Diese würde ich gerne in der Ausstattung beibehalten.

    Eine angelsäschsische Scheibenfibel aus Bronze, welche circa zeitgleich ist. Diese würde ich als Beute im Beutel aufbewahren. Im Abfall des Winterlagers in Torksey wurden recht viele angelsäschsische Trachtbestandteile gefunden, welche auf Geiseln, Handwerker, Verbündete, oder einfach eine Aneignung der Mode durch die "Wikinger" hindeuten. Daher fände ich es auch nicht verkehrt, ab und zu diese Fibel zum Mantelverschluss zu verwenden.

    Zum Gürtel habe ich mehrere zur Auwahl und muss eine Entscheidung treffen. Zum einen eine einfache Eisenschnalle wie sie in der Region zuhauf gefunden wurde. In der Form und Dimensionen entspricht sie einem Fund aus Grabhügel 6 von Heath Wood. Diese hatte allerdings noch ein einfaches Beaschlagsblech und einen Riemenschieber aus Eisen. Diese überlege ich mir noch anzufertigen, Leider habe derzeit keinen Zugriff zum benötigten Werkzeug. Vielleicht werde ich mir aber auch noch jemanden suchen um die Schnalle komplett neu anzufertigen.

    Ich habe ebenso einen Gürtel im Borrestil mit einem Riemenende mit multiplen Tierköpfen, welcher meiner Kenntnis nach auf einem Fund aus Island basiert. Zeitlich würde die Gürtelgarnitur passen, regional gibt es durchaus Funde dieses Typus, beispielsweise aus York. Ich bin mir nicht sicher ob der Gürtel mit einer "einfachen" Darstellung vereinbar ist. Was meint Ihr?

    Als Schmuck habe ich eine Silbermünze aus Haithabu, ca. 825 geprägt, mit einer Augenperle aus Haithabu und einer Mosaikperle aus Norwegen. Der Repton Krieger (Derbyshire, gleiche Zeit) trug eine Kette mit einem silbernen Thorshammer, einer einfarbigen Perle und einer Augenperle. Dass verschiedene regionale Einflüsse im "Großen Heidnischen Heer" bestehen, wird in der Literatur mehrfach beschrieben, daher sehe ich in der Mosaikperle nicht allzu große Probleme. Wie seht Ihr dies?

    Lust hätte ich eigentlich noch auf einen Halsreif, wie stehen da die Chancen, dass so etwas in der Zeit von Männern getragen wurde? Die Funde sind ja eher Hortfunde, soweit ich weiß.

    An Werkzeug habe ich ein Klappmesser, was in der Form in etwa einem Fund aus Haithabu entspricht. Der Krieger von Repton hatte ebenso ein Klappmesser beigegeben bekommen. Zum schärfen dieses habe ich einen Schärfstein aus Buntschiefer, bei dem mir die Lochung aufgebrochen ist, daher etwas für den Beutel. Es handelt sich beim Material um den gleichen Schiefer aus Norwegen, welcher in Haithabu verwendet worden ist. Für den Gürtel habe ich einen Schleifstein aus Jaspis. Funde gibt es in England sehr viele. Eventuell hatte es sich um Prüfsteine gehandelt.

    Beim Feuerstahl muss ich mich entscheiden, welchen der beiden Formen ich verwenden möchte. Ich tendiere zu dem etwas asymmetrischen und würde diesen noch etwas schleifen und polieren, da er noch etwas dick ist, wenn man sich die in Spurensuche Haithabu gezeigten Feuerschläger anschaut. Der andere ist eigentlich zu dünn.

    Als Gürtelmesser habe ich ein Solches mit gekehlter, aufgebogener Klinge, wie es ja auch aus Haithabu gibt. Im angelsächsischen England war diese Form auch sehr beliebt gewesen. Es handelt sich leider nur um eine Klinge in Monostahl, statt einer verschweißten Klinge, aber Spaßdarstellung halt :D Ebenso weiß ich nicht, welches Holz für den Griff verwendet worden ist. Eventuell würde ich gerne am Griff noch eine Ritzverzierung nach Haithabu anbringen, was haltet Ihr hiervon? Für die Scheide würde ich mich ebenso an Haithabu statt an York orientieren, denkt Ihr 1,5mm starkes Rindsleder, vernäht mit Leinengarn passt?

    Des Weiteren habe ich einen Haithabu Beutel mit Verzierung in krapprotem Wollgarn aus Ziegenleder und ein Hygieneset. Der Pfriem und die Pinzette sind frei im Stil der Zeit angefertigt, für den Ohrlöffel gibt es einen beinahe exakt gleichen Fund aus Torksey. Hier würde ich mir vielleicht noch einen Kamm nach Haithabu zulegen.

    Zum Essen und Trinken habe ich eine Schale mit abgezetztem Rand, inspiriert durch Funde aus Haithabu und einen Becher, welcher ebenso auf einem Fund aus Haithabu basiert, wobei das Original eher trichterförmig ist. beides wurde aus Holz gedrechselt. In diesem Bereich brauche ich nur noch einen passenden Löffel.

    Bezüglich der Ausstattung hätte ich noch folgende Frage: Wie transportiere ich die Dinge? Schultertasche mit Holzaufhängung, oder Sack aus Leder, oder Textil?

    Zur Kleidung habe ich folgendes geplant und würde mich auch hier sehr über Euren Input freuen.

    Pillboxmütze ohne Zotten (friesischer Einfluss) in buntem 2/2 Körper.

    Tunika ohne Geren am Unterarm, aber mit dreieckige Geren seitlich am Körper. Ärmel eng und leicht überlang, damit eine Schöppung stattfindet. Bootsförmiger Ausschnitt ohne Kragen. Leinwandbindige naturbraune Wolle. An den Ärmeln und Halsausschnitt ein grünes Band angenäht, welches mit der Strickgabel erstellt worden ist. Vielleicht auch eine einfache, weite Tunika ohne Geren, wie sie in einem Monatsbild der Salzburger Handschrift dargestellt werden. Da brauche ich Hilfe.

    Untertunika aus Leinenresten, einfacher Schnitt nach Kittel von Bernuthsfeld, ohne Kragen.

    Hose aus Wolle, basierend auf den Thorsberg Funden, Skjoldenhamm etc. Am liebsten würde ich hier aber eine Leinenhose mit Beinlingen tragen, würde dies für das ausgehende 9. Jahrhundert schon passen?

    Halbschuhe nach Haithabu.

    Als Mantel würde ich gerne etwas Buntes tragen, welche Maße waren denn so gängig?

    Wickelbinden in grünem Diamantkörper, hier hatte ich irgendwo im Internet gelesen, dass es da einen Fund aus Haithabu gibt.

    Ich habe noch einen Klappenrock nach Haithabu, möchte diesen aber in der Darstellung nicht verwenden.

    Ich freue mich auf Eure Antworten und Tipps


    Verwendete Hauptliteratur:

    Kurt Schietzel: Spurensuche Haithabu

    Bestimmungsbuch Archäologie 4: Kosmetisches und medizinisches Gerät

    Dawn M Hadley, Julian D Richards: The Winter Camp of the Viking Great Army AD 872-3, Torksey, Lincolnshire

    Julian D Richards: Excavations at the Viking Barrow Cemetary at Heath Wood, Ingleby, Derbyshire

    Julia D Richards, Marcus Jecock, Lizzie Richmiond, Chaterine Tuck: The Viking Barrow Cemetery at Heath Wood, Ingleby, Derbyshire

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