Plattenharnsich um 1500 - im sogenannten Übergangsstil


  • Bei dieser Rüstung handelt es sich um einen Feldharnisch im so genannten Übergangsstil (um 1500). Das Original ist nachweislich einem Ritter 'Konrad (Kunz) Schott von Hellingen' zuzuschreiben, der zu dieser Zeit im Nürnberger Umland lebte. Die Rüstung wurde wohl zwischen 1495 & 1505 in Nürnberg gefertigt. Es ist davon auszugehen, dass die Hentzen, sowie die auf einigen Bildern im Internet zusehenden Harnischschuhe Ergänzungen aus dem 19.- bzw. 20. Jhd. sind.


    Der Originalharnisch wurde bis ins 18. Jhd. hinein im Zeughausbestand von Nürnberg aufbewahrt. Im Verlauf des 18. Jhd. wurde er an einen 'Schenken von Erbach' verkauft und verblieb bis ins 20. Jhd. hinein in dessen Sammlung. Im 20. Jhd. wanderte der Harnisch in die Gwynn Sammlung. Er wechselte wohl in den frühen 2000'ern noch einmal den Besitzer und steht aktuell in der privaten Sammlung von R. Lauder (USA). Für die allgemeine Öffentlichkeit ist der Harnisch nicht zugänglich.

    Dieser, wie ich finde ziemlich gut getroffene Nachbau, gefertigt von ArmorySmith aus der Ukraine, stellt einen weiteren wichtigen Baustein für die Harnisch-Abteilung meiner Sammlung dar. Denn dieser Rüstungstil verbindet den perfekt ausgestalteten "barockgotischen" Harnischstil der letzten 25 Jahre des 15. Jhd. mit der deutlich runderen Optik der glatten Renaissanceharnische bzw. der Riefelharnische, die ab 1510 herum ihren Durchbruch hatten.

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    (Bildquelle: ich)

    Hier ist links das Original und rechts die Nachbildung - montiert auf einem Mannequin - zu erkennen.

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    (Bildquelle: pinterest & ich)

  • Dieser Harnisch hat neben der "neuen" eher glatten und bereits sehr runden Form, die hier ohne Zierrat auskommt und ebenfalls keine Schiftung mehr am Bruststück aufweist etc., noch einige andere spezielle Features.

    Er verfügt beispielsweise über eine sogenannte Hypridschaller (das ist ein moderner waffenkundlerischer Begriff, kein historischer), die bereits so weit hinunter gezogen ist, dass die den kompletten Kopf schützt und kein Bart mehr dazu verwendet werden muss. Solche Helme sieht man um 1500 immer wieder mal und es gibt sogar noch einige erhaltene Exemplare (teils sogar bemalt).

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    (Bildquelle: ich)

    Der Halsbereich ist hier mit mittels eines "Kragens" geschützt, den man bereits in der 2. Hälfte des 15. Jhd. vereinzelt in den Quellen findet. Das Armzeug ist hier am Kragen "aufgegangen" und wurde nicht mehr ans Rüstwams genestelt.

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    (Bildquelle: ich)

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