Peitsche / Geißel nach Bj. 834

  • Peitsche / Geißel nach Bj. 834

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    Material: Griff aus Eschenholz, Beschläge aus Eisen, Riemen aus Rindsleder, Gewichte aus Zinn

    Datierung: ca. 10. Jh.

    Anspruch: fundnah / belegorientiert mit ergänzender Interpretation

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    Im reich ausgestatteten Kammergrab Bj. 834 in Birke wurde u.a. auch eiserne Beschlagteile gefunden, die als Kopfteil einer Reitpeitsche gedeutet werden. Nahezu identische Funde existieren in vergleichsweise großer Anzahl auch in weiten Teilen von Osteuropa.


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    In 'Birka II - 2' heißt es hierzu:

    "Die sog. Peitschenstielbeschläge bestehen aus einem umgebogenen, bandförmigen Eisenbeschlag, der mit einer Öse an einem Ring befestigt ist, an dem ausserdem ein doppeltgebogener Riemenbeschlag und ein paar Klapperbleche sitzen. Der bandförmige Beschlag wird zur Öse hin schmäler und hat gewöhnlich zwei Nieten. Die Beschläge machen den Eindruck, als hätten sie an einem vierkantigen, etwas schmäler werdenden Holzstab gesessen. Die Klapperbleche sind selten komplett erhalten, bestehen aber in einem Fall, Bj 834, aus einem U-förmigen Zain mit nach aussen aufgerollten Enden, in einem anderen Fall, Bj 151, haben sie die Form einer Wollschere. Die Riemenbeschläge sind nahezu rechteckig."

    Vom Holzgriff und vom Lederriemen ist nicht viel erhalten. Über deren Aussehen kann man deswegen nur spekulieren. Anhaltspunkte finden sich in zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen, wie beispielsweise auf dem Teppich von Bayeux. Hier sieht man in Szene 58 zwei Reiter mit Reitpeitschen, deren Griffe relativ kurz sind, und deren Lederriemen in drei Strängen endet.

    Auch alle anderen mir bekannten Abbildungen zeigen im Grunde nahezu identische Konstruktionsmerkmale: die Grifflänge variiert zwischen einer Handbreite bis zu einer Unterarmlänge, und so gut wie immer finden sich drei Lederriemen am Ende.

    Meinen Griff habe ich aus Eschenholz geschnitzt und wie beschrieben am vorderen Ende als Vierkant zurecht gefeilt.

    Einen Streifen 1 mm dickes Eisenblech habe ich in der Mitte rund gehämmert, U-förmig zurecht gebogen und auf den Griff genagelt.

    In der Öse befindet sich ein Eisenring mit rund 2 cm Durchmesser, den ich aus einem 3 mm Rundeisen gebogen habe.

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    Die Klapperanhänger bestehen aus zwei langen Nägeln, bis zur Rotglut erhitzt, und dann einfach mit der Zange in die beschriebene Form gebogen.

    Der Riemenbeschlag ist aus einem Eisenblech geformt. Vorne habe ich ihn wie beim Originalfund in Stufen gefeilt, womit er sich stilistisch in die typischen Messerscheidenbleche aus Birka einreiht.

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    Für den Riemen habe ich vegetabil gegerbtes Rindsleder verwendet, und im Riemenbeschlag vernietet.

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    Die Drahtwicklungen am Griff sind eine freie Ergänzung von mir und den diversen im gleichen Stil verzierten Messergriffen aus Birka nachempfunden.

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    Nun - als Reitpeitsche benötige ich das Teil allerdings gar nicht, sondern als Geißel. Diese sind im Grunde identisch konstruiert, weswegen ich die Peitsche aus Bj. 834 als Grundlage gewählt habe.

    Bei römischen Geißeln sowie in zahlreichen Abbildungen findet man am Ende der Lederriemen Knoten oder Gewichte, üblicherweise aus Knochen, Bronze, oder Blei.

    Statt Blei habe ich Zinn verwendet, daraus einfache Perlen gegossen, und diese auf die Lederriemen aufgezogen.

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    Zeitaufwand: vier Abende

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