zur Tunika des Bernuthsfeld-Mann :
man weiß über ihn viel, was er zuletzt gegessen hat, welche Erkrankungen er hat, man hat sein Gesicht rekonstruiert, all das kann man im Landesmuseum Emden sehen und bewundern. Was man nicht weiß, ist wer er war.
Schade da hat man einmal so richtig viele Klamotten und kann wenig damit anfangen.
Aber die Kleidung selbst erzählt viel.
Der Mantel und das Tuch sind solide gearbeitet aber nicht von hoher Kunstfertigkeit. Die Garne des Mantels sind zum Teil überdreht und machen hier und da im Gewebe kleine Ringel die man bis heute gut erkennen kann wenn man davor steht. Das Schultertuch ist recht grob.
Die Tunika ist aus heutiger Sicht ein wunderbares Musterbuch an Stoffproben dieser Zeit. Warum sie so gestückelt ist und dann so unregelmäßig ? Man weiß es nicht.
Was wir aber haben ist der Schnitt der Tunika, wenn wir uns die Flicken weg denken und die Grundform betrachten. Es ist ein recht einfacher Schnitt :
https://de.wikipedia.org/wiki/Mann_von_…hwork_front.png
Datiert auf 680-775 n.Chr. ist er deutlich näher an der Merowingerzeit als die Thorsberg Tunika.
Es gibt neben den üblichen "Wikinger"Sachen auch noch den Elisenhof und Wurt Hessens (Friesland) als Fundkomplex. In Hessens hat man mindestens einen Tunikaärmel gefunden der aus dem Kopf heraus Naturfarben war und einen Ärmelkeil aus einem anderen Stoff eingesetzt hat. Wie das Buch dazu heißt müsste ich nachsehen, kann ich nachreichen.
Fürs Portal habe ich einen Artikel geschrieben, das hilft ein bisschen zu verstehen wie die Experten zu ihren Kostüm Entwürfen kommen :
Kostüm-Entwürfe wie entstehen sie ? – Living History Online
Zu den Stoffen - keine Ahnung wie es den anderen geht, ich muss so etwas anfassen. Gewicht per m² sagt mir gar nix.
Im Zweifelsfall ist man mit Bindungen wie 2/1 Köper, 2/2er Köper, Leinwandbindung, Diamantköper und Fischgrat richtig. Fasst das an, wenn es normale Klamotten werden sollen Tunika, Hose, Kleid dann sollte es sich etwas dünner anfassen als ein Jeansstoff ist, und etwas dicker als ein Flanellhemd. Finger weg von Lodenstoffen, ihr geht vor Hitze kaputt, wenn Ihr Euch etwas bewegt und die Stoffe fallen nicht richtig.
Für einfache Darstellungen also z.B. fränkischer Handwerker in Naturoptischen Farben : grau, braun, weiß also den Farben die Schafe so von Natur aus her geben. Vielleicht mit ein wenig Farbe an Besatz, an einer Mütze und evtl. Beinwickeln. Schaut was die Bilder her geben und immer bedenken das Buchmalereien geschönt sein können, weil sie evtl. Festtagskleidung zeigen, oder das Buch halt hübsch sein sollte. (wenn man heute zum Fotograf geht dann macht man sich in der Regel auch nett)
Wenn wenig an Fundmaterial in einer Region da ist, wird man leider keine wirklich regionale Darstellung machen können. Man kann versuchen irgendeinen Bezug zu finden, ein Messer, eine Fibel, oder ein Webmuster das nachgewiesen ist, aber wenn es nichts gibt, dann kann man auch nichts machen. Das ist Schade, aber manchmal ist das so.