Beiträge von Thomas W.

    Hier sieht man zwei militärische Interpretationen eines Ritterbruders des Hospitaliterordens aus dem letzten Viertel 12. Jhd. Die Waffen und Rüstungen, die an beiden Varianten gezeigt werden, sind an zeitgenössische Abbildungen/Quellen angelehnt. Ich vertrete die Theorie, dass sich der Orden mit Waffen und Rüstungen ausstattete, die damals verfügbar waren.

    Die eine Variante links zeigt die Interpretation eines Schuppenpanzers. Diese besitze ich seit 2014 (das Foto stammt aus 2016). Diese Rüstungsvariante interessierte mich schon früh, weil man sie damals (wie auch heutzutage) als Nachbau nahezu nirgends zu Gesicht bekam. Der Harnisch besteht aus über 1100 Schuppen. Sie sind jeweils ca. 5cm x 2,5cm gross, 1,6mm dick und wurden leicht überlappend auf einem kräftigen Wollträger mit Naturgarn aufgenäht. Das Gewicht beläuft sich auf 10,9 kg. Heute würde ich diesen Harnisch in einigen Details sicherlich anders umsetzen. Für den Recherchestand von 2013/2014 kann sich das Ergebnis jedoch immer noch sehen lassen, denke ich. Helme ohne Naseneisen sieht man in den Quellen auch immer wieder. Diese Variante hatte ich damals beim Shooting mit dabei, so gut wie alle anderen Helmvarianten wären allerdings auch verfügbar.

    Rechts ist die Variante mit komplettem Ringpanzer vom Kopf bis zu den Füssen zusehen (Bild aus 2018). Der Ringpanzer wurde inzwischen komplett erneuert. Ich bin ein Vertreter der Theorie, dass der Ritterbruder zu dieser Zeit noch seinen privaten Schild mit in den Orden brachte. Belege für den roten Schild mit weissem Kreuz gibt es für das 12. Jhd. keine, dennoch wäre ein solcher ebenfalls vorhanden. Der hier gezeigte Schild ist nach einer Abbildung aus nach einer französischen Handschrift (um 1180) gestaltet. Für den Anstrich wurde (über dem Kreidegrund) roter und gelber Okker, sowie Indigo verwendet. Die um diese Zeit im Hochmittelalter gerade aufkommenden Helme mit Gesichtsplatte habe ich hier an einem Beispiel auch mal umzusetzen versucht. An der Lanze (links eine Flügellanze, rechts eine mit panzerbrechendem dreikantigen Blatt) weht weit sichtbar das Banner des Ordens.

    Die Darstellung ist nach 2018 nochmals aufwendig überarbeitet worden. Davon gibt es allerdings noch keine guten Bilder, da ich seit dem darstellerisch so gut wie nichts mehr aktiv mache.

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    (Bildquelle: ich)

    Ich kann dir diesbezüglich noch empfehlen, dich mal auf FB bei Milan Kl zu melden. Der sollte da noch einiges an Infos haben.

    Hätte auch noch ein paar Sachen in den Tiefen meiner Bibliothek, komme aber aktuell nicht dazu es herauszusuchen und für das Forum aufzuarbeiten.

    Hier sind mal zwei meiner hochmittelalterlichen Schwerter zu sehen. Das rechte Schwert ist ein Nachbau eines Typ Xa auf dem 12. Jhd. mit sogenanntem Pararanussknauf und einer einfachen, sehr breiten, Parierstange. Das linke Schwert ist ein Typ XII, hier einer mit einem bereits längeren Griff und einem typischen Scheibenknauf aus der zweiten Hälfte des 13. Jhd. Beide Stücke sind - wie der Grossteil meiner Sammlung - mit einer scharfen Klinge ausgestattet.

    Dieses Foto wurde übrigens für das Buch "Armies of the Crusaders 1096-1291, geschrieben vom Autor Gabriele Esposito, gemacht. Ich weiss gerade nicht aus dem Kopf, ob es die Aufnahme ins Buch geschafft hat, aber ein paar meiner Bilder, die die Bewaffnung dieser Epoche zeigen, sollten darin enthalten sein.

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    (Bildquelle: eigenes Foto)


    Meine grosse Liebe gilt bei den spätmittelalterlichen Helmen primär den Schallern, ihr wisst sicher bereits davon. 🥰

    In diesem Jahr hatte ich die Möglichkeit, unter anderem diesen sehr schönen und qualitativ hochwertigen Helm, eine Interpretation aus einer Schaller und einem Eisenhut, in meine Sammlung zu integrieren. Dieses Stück hatte der kanadische «Schallergott» Francois L’ Archeveque im Winter von 2020 auf 2021 ursprünglich für sich selbst angefertigt. Geplant hatte er, diesen Helm für die Darstellung eines Schweizer Kriegsknechtes zu verwenden.

    Dieser Helm, man könnte ihn wohl auch als «Sallet-Hat» bezeichnen, wurde von Francois aus einem Stück gefertigt. Er verfügt über einige kleine verspielte Details, wie die Feilarbeiten auf dem Helmkamm, die schöne Schnalle am Kinnriemen oder die mit Messingkappen verzierten Stahlnieten, die das Polster im Helm halten. Und natürlich über eine -wie ich finde- sehr ansprechend taillierte Formgebung.

    Getragen wurden solche Helme damals z.B. in Kombination mit einem Ringpanzerkragen, einem Bart, oder einzeln ohne zusätzlichen Schutz der unteren Gesichtshälfte, bzw. des Halsbereiches. Dieser Helm ist eine Interpretation und besitzt keine eindeutige Vorlage. Jedoch findet man in den Schweizer Bildchroniken des ausgehenden 15. Jhd. zahlreiche Schallervarianten mit kurzem Nacken und etliche Eisenhüte mit kurzer Krempe. Teils scheinen die Formen geradezu miteinander zu verschmelzen. Als so eine Art Mischform ist dieses Exemplar hier zu betrachten.

    Zwar sollte man mit solchen «Hybriden» immer etwas vorsichtig sein, aber hey… es ist meine 13. Schaller! Es durfte nun also auch gerne etwas spezieller werden. Und da ich bei den Eisenhüten eh schon dabei war in… ach, lassen wir das. Ihr wisst ja, wie ich die Sammlung plane und gestalte. 😅 Zudem scheint Francois mit mir nicht nur die Liebe für Schallern zu teilen. Nein, wir teilen uns zudem auch noch die exakt gleiche Kopfform. Welch ein Glück! So passt mir diese Helm, der bereits der zweite in seiner Werkstatt entstandene in meiner Sammlung ist, ebenfalls wie eine Massanfertigung. 🙏😍


    Gefällt euch diese Interpretation genau so gut wie mir, oder eher nicht? Ich bin auf eure Meinungen gespannt. 🍻


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    (Bildquellen: eigenes & Francois L’ Archeveque)

    Die Scheide pimpen macht eher weniger Sinn, da ist eine Neufertigung sinnvoller.

    Stimmt, dass macht keinen Sinn. Oft sind die Kerne bei solchen Stücken auch nicht aus Holz, sondern aus einer festen Pappe. Wäre er aus Holz, könnte man evtl. den Rohling nochmals verwenden, nacharbeiten und neu mit Leder bespannen. Ich habe es ohne Scheide übernommen.

    Dennoch interessiert zu sehen, wie aus Massenware mit den entsprechenden Fähigkeiten, Werkzeugen und Zeit ein ansprechendes Stück werden kann.

    Ja, es ist nun eine komplette andere Waffe. Sinn macht sowas aber eigentlich nur, wenn man es selbst für sich machen kann. Ein solches Schwert zu kaufen und dann nachträglich optimieren zu lassen, ist wirtschaftlich in den meisten Fällen wohl nicht interessant.

    Ist es geschärft?

    Ja, ist es. :thumbup:

    Wie einige von euch ja bereits wissen, gehe ich gelegentlich auch mal ungewöhnliche Projekte an. Dieses hier wäre mal wieder ein solches.

    Ob es solche Masken im frühen Spätmittelalter tatsächlich gab, oder ob die Abbildung(en) solcher Stücke reine Fantasie sind? Durchgesetzt hat sich diese Art des Kopfschutzes jedenfalls nicht. Mich interessierte, ob so eine Art 'gepanzerte Maske' in der Realität hätte funktionieren können und ich kann aktuell zu diesem Versuch sagen, dass mich das vorläufige Zwischenergebnis durchaus positiv überraschte.

    Ist so eine Maske an die Gesichts- bzw. Kopfform angepasst und gut an die Ringpanzerhaube angenestelt und wird sie z.B. in Verbindung mit einer Hirnhaube darunter verwendet, ist ein vernünftiger Schutz gegeben. Die Sicht, sowie die Luftzufuhr sind nach meinen ersten Erfahrungen nach besser, als bei den meisten Topf- und Kübelhelmen. Durch das relativ geringe Gewicht und die hohe Beweglichkeit fühlt sich das Stück ziemlich gut auf dem Kopf an. Das an- und abnesteln dauert allerdings seine Zeit und wäre nichts für spontane Kampfsituationen.

    Ich dachte ich zeige euch mal den aktuellen Zwischenstand dieser Hypothese. Was sagt ihr dazu? Wäre eurer Meinung nach so eine Art Maske/Gesichtsschutz vorstellbar, oder sehen wir ihr etwas fiktives/Fantasy? 🤔


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    Quelle: Cotton MS Nero D I, 1250-1259 von Matthew Paris, mit Ergänzungen aus dem 14. Jhd. (darauf sind dann auch diese Masken zu sehen) & ich

    Im Herbst dieses Jahres erwarb ich ein Schwert, dass ursprünglich aus dem Hause Windlass stammte. Datieren lässt sich das Original in den Übergang vom frühen ins hohe Mittelalter.

    Leonard Falk, aus dessen Besitz diese Waffe ursprünglich stammt, nahm sich vor einiger Zeit diesem Stück mit einer gehörigen Portion Leidenschaft an. Er zerlegte es und bearbeitete alle Teile aufwendig nach. Rund 40 Arbeitsstunden steckte Leonard für die Überarbeitung in dieses Schwert. So kürzte er die Angel, schliff den Knauf, die Parierstange, sowie die Klinge mit Sorgfalt so nach, dass nun alle Teile optisch näher an das Vorbild heranreichen. Neben den nachbearbeiteten Hohlkehlen wurde auch sonst an die Klinge noch deutlich Hand angelegt. So verjüngt sich diese nun nach der Überarbeitung gleichmässig von der Basis hinunter bis zum Ort.

    Unter anderem deshalb kommt nun auch das Gewicht deutlich näher an die Vorlage heran. Diese Waffe verlor durch die Überarbeitung der Einzelkomponenten etwas über 300g an «Speck» und liegt nun mit einem Gesamtgewicht von 989g sehr dicht an den Werten, die diese Schwerttypen damals im Durschnitt auf die Waage brachten. Der geplante Gewichtsverlust an den richtigen Stellen brachte zudem eine deutliche Verbesserung des Handlings mit sich, der dieser Waffe sehr gut zu Gesicht steht. Leicht kopflastig, aber mit einer schönen Klingenpräsenz, eignet sich dieses kompakte Schwert gut für Solodrills und für Schnitttests. Der neu gestaltete Griff fällt mit seiner Länge von knapp unter 8,5cm in eine für diese Zeit übliche Abmessung und lässt sich für mich gut greifen.

    Dieses Stück ist durch die Überarbeitung zu einem wunderschönen und absolut funktionalen Schwert mutiert, dass mit dem Ausgangsstück nicht mehr viel gemein hat. Meine Hochachtung gehört Leonard, der mit einem guten Auge für die wichtigen Formen und Parameter und seinem handwerklichen Geschick ein kleines Kunstwerk geschaffen hat.  :love:

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    (Bildquelle: ich)

    Ein wirklich beeindruckendes Stück!

    Ich finde diese Bohrschwerter einfach traumhaft schön.

    Den Nachbau vom Torsten Schneyer kenne ich auch.

    Er hat damals das Leder gefärbt. (Schwarz weiss rot?)

    Wirst du das auch tun? Ich fand das ehrlich gesagt nicht sehr schön.

    Ja, da sind wir schon zwei! 🍻 Ich finde die Teile auch extrem schön!

    Torsten hatte damals das Gehilz seines Schwertes in braun gehalten und das Schwert für Felix hat die Farben des originalen Gehilzes erhalten. Ich denke, dass ich mein Gehilz auch wie beim Original dreifarbig gestalten würde. Aber zu 100% ist das noch nicht entschieden.

    Die Tartsche, die ihr am Harnisch sehr, war ursprünglich ein günstiger Gebrauchtkauf und ist vermutlich vom Aufbau her nicht wirklich historisch umgesetzt. Die Form passte allerdings gut und somit lies ich sie damals mit einer neuen - sehr aufwendig mit Blattgold umgesetzten - Fassung ausstatten. Die Fassung ist ziemlich dicht an einem Original angelehnt, dass in der Wallace Collection liegt und Maximilian I. (allerdings noch in eine Zeit, bevor er Kaiser wurde) zugeschrieben wird.


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    (Bildquelle: Andre Schätz & The Wallace Collection)

    Die Tartsche wirkt - auch unterstützt durch die zahlreichen anderen vergoldeten Details - sehr stimmig am Harnisch. Allerdings ist die Schildform des Originals deutlich anders.


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    (Bildquelle: ich)

    Auch in der Harnischgallerie ist die Optik stimmig. Die 1480iger ist aktuell die einzige Rüstung, die eine Tartsche besitzt.

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    (BIldquelle: ich)

    Nun ist eine Tartsche im Bau, die neben der Fassung (die identisch ausgeführt wird) auch die Form des Originals nahezu 1 zu 1 trifft. Auch die verwendeten Materialien (Holzart, Pigmente, Blattgold, etc) sind nahezu 1 zu 1 diejenigen, die auch beim Vorbild verwendet wurden. Ich werde euch über den Baufortschritt und die Details aber in einem extra Thread zum Thema "Tartsche" auf dem laufenden halten. Das behandeln wir nicht in diesem Thema. 👍

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    (Bildquelle: Andre Schätz)

    Das Projekt ansich ist aber noch nicht abgeschlossen, da laufend weitere Dinge an ihm ergänzt werden.

    Es war in höheren Ständen zwar nicht unbedingt die Regel, aber auch diese trugen - je nach Kontakt - Eisenhüte. Zwei der prominentesten Nutzer waren beispielsweise Karl V. und Kaiser Maxilimilan.

    So musste natürlich auch bei mir ein Eisenhut für meine edelste Rüstung her... 😅

    Der auf diesem Foto gegen die Schaller ausgetauschte Eisenhut verfügt über eine voluminöse Kalotte und eine breite Krempe. Er ist aus einem Stück getrieben und wurde gehärtet. Der Helm ist sehr hochwertig gearbeitet und verfügt zudem über zahlreiche feine Details bzw. Verzierungen. Aktuell liegt er (wie der Eisenhut des Kaisers im KHM) im Depot. Wenn ich ihn mal wieder raushole, werde ich ihn mal rundherum fotografieren und euch näher vorstellen.

    Zusätzlich wurden die ursprünglich zu diesem Harnisch getragenen Panzerhandschuhe für dieses Foto gegen ein Paar zeitlich & stilistisch passende Hentzen getauscht. Diese beiden Ergänzungen stellen quasi mein 'Belagerungs-Setup' dar.

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    (Bildquelle: ich)

    Waffen wie diese wurden vorallem zum Kampf gegen geharnischte Gegner verwendet. Mit ihnen wurde primär nicht gehauen bzw. geschnitten (die Klinge ist nur im Bereich des Ortes scharf geschliffen), sondern es wurde versucht (gerne mittels der Halbschwerttechnik) den Ort in eine Blöse/Lücke der gegnerischen Rüstung zu stechen. Klingen wie diese sind durch ihren Querschnitt sehr steif und geben kaum nach. Mit der Zuhilfenahme des eigenen Körperdrucks/gewichtes war es dann das Ziel, die Textilschichten, oder aber das unter dem Plattenharnisch getragene Ringgeflecht des Gegenübers zu durchstossen und so eine Entscheidung im Kampf herbeizuführen.

    Bereits im Januar 2021 gab ich ein Schwert in Auftrag, dass ich unbedingt in der Sammlung haben wollte. Ein Bohrschwert, dicht angelehnt am A-168 aus dem KHM in Wien. Nun ist es fertig! :love: Auf der Homepage des KHM ist dieses Schwert als "Fechtschwert" beschrieben. Hier ein link zum Original für euch:

    https://www.khm.at/de/object/372074/ (Quelle: khm.at)

    Man kann davon ausgehen, dass solche Stücke im Rahmen von Fusskampfturnieren verwendet wurden. Torsten Schneyer (von der Stahlakademie) hatte vor einigen Jahren die Möglichkeit, dieses Schwert zu untersuchen und zu vermessen. Er besitzt selbst auch einen Nachbau. Dieses Schwert verfügt im Original über scharfe Schneiden und ist wirklich spitz ausgeführt... damit kann man grossen Schaden beim Gegner anrichten... ich könnte mir durchaus vorstellen, dass solche Waffen auch in einem Kriegskontext Verwendung fanden.

    Die hier gezeigte Interpretation ist in nahezu allen Parametern fast auf den Millimeter genau am Original dran. Einzig das komplett belederte Gehilz wurde bei meinem Exemplar nicht umgesetzt. Noch nicht... Ich suche dafür noch jemanden, der sich diese Arbeit zutraut.

    Bis es irgendwann soweit ist, erfreue ich mich auch im jetzigen Zustand an diesem besonderen Stück. Es stellt die vorläufige Krönung eines kleinen Sammlungszweiges dar, der sich mit der besonders "pieksigen" Entwicklung des sogenannten Bohrschwertes bzw. des Estoc beschäftigt.

    Bessere Fotos dieser beeindruckenden Waffe (evtl. auch mal im Rudel mit seinen Artgenossen) folgen evtl. demnächst. Hier mal einer der Zwischenstände vom Jahresanfang 2022.

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    (Bildquelle: Hammerbachschmiede)


    Und hier eines nach Fertigstellung aus dem September 2023. Diese Klinge ist ein Traum... 🥰

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    (Bildquelle: Hammerbachschmiede)

    Ja, es ist eigentlich fast nicht zu glauben, aber ich habe in meiner Blankwaffenabteilung kein einziges typisch italienisches Schwert für diese Zeitstellung liegen gehabt. Nun gut, jeder meiner Harnische hat ein eigenes Blankwaffen-Setup. Also ist mittlerweile ein Schwert in Arbeit. Einen passenden Dolch wird es dazu auch noch geben. Beide Stücke erhalten natürlich je eine Scheide. Sie stelle ich euch gerne irgendwann auch noch mal vor.

    Stimmt, dass wollte ich ja noch vorstellen... 😅

    Das Schwert, dass sich optisch allgemein an Vorlagen aus der ersten Hälfte des 15. Jhd. - aber bei einigen Details vor allem am Schwert des 1413 verstorbenen "Lord of Milan" Estore Visconti - orientiert, fällt mit seinen 88cm Gesamtlänge (die dem Original entnommen sind) relativ kurz, dafür aber sehr führig aus.


    Die Klingenform ist, typisch für das 15. Jhd., eher stichlastig ausgelegt. So gehört sich das für einen Typ XV nach Oakeshott. 👍😀

    Der Dolch, der hier klar als "Panzerstecher" angesprochen werden kann, orientiert sich an italienischen Quellen der 1440er Jahre. Der Griff wirkt relativ lang und ist bewusst so ausgeführt, damit er mit einem Panzerhandschuh vernünftig gegriffen werden kann.

    Fotos, die das Set im finalen Zustand und in ihren jeweiligen Scheiden am Harnisch getragen zeigt, folgen später. An den Scheiden muss noch ein bisschen was optimiert werden.

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    (Bildquellen: Augusto Boer Bront, pinterest & ich)

    Heute möchte ich euch einen weiteren Neuzugang im Bereich der Topf- und Kübelhelme vorstellen. Hierbei handelt es sich um eine Interpretation des sogenannten Typ Daličín-Topfhelmes, der bei Ausgrabungen auf einer Burgruine in der tschechischen Gemeinde Dalečín im Jahre 2008 gefunden wurde.

    Dieser Helmfund zeigte sich nach der Bergung in einem ziemlich intakten Erhaltungszustand und wurde ins erste Viertel des 14. Jhd. datiert. Er ist in der klassischen "Fünf Platten Konstruktion", die für solche Helmtypen in dieser Zeit üblich war, zusammengesetzt. Die Scheitelplatte ist nicht mehr komplett flach ausgeführt, aber auch noch nicht wirklich konisch (wie dann bei späteren Modellen üblich). Sie ist leicht gewölbt konstruiert und wurde mit einem kräftig ausgeformten Grat ausgestattet. Dieser verstärkt die Scheitplatte und lässt zudem Schläge von oben besser abgleiten. Unter solch einem Helm wurde ziemlich sicher eine Hirnhaube (oder frühe Beckenhaube) getragen. Die rechte Wangenplatte verfügt, neben u. a. den zahlreichen Lüftungslöchern, über eine kreuzförmige Öffnung (wie beim Typ Madeln I), die vermutlich den Knebel einer Sicherungs- bzw. Waffenkette aufnahm.


    Am Helm sind, neben der grösseren grob rund ausgeformten Öffnung, die sich auf der linken Wangenplatte gegenüber der kreuzförmigen Öffnung befindet, fünf weitere "Löcher" zu finden.

    Ob diese durch die (vermutlich nach der Gebrauchszeit des Helmes zugefügten) Einwirkung von Armbrustbolzen oder bei der Einwirkung einer Schlagwaffe entstanden sind, oder aber in diesen Öffnungen z.B. gefasster Edelsteinbesatz (wie eine These im Untersuchungsbericht vermutet) bewusst befestigt wurde, wird sich wohl nicht mehr eindeutig klären lassen.
    Einige dieser fünf Öffnungen/Beschädigungen sind von aussen nach innen durch das Material getrieben worden, andere jedoch von innen nach aussen. Ich habe sie nicht mit umsetzen lassen, da ich sie für nachträglich zugefügte Beschädigungen halte.

    So gut wie an jeder Seite dieses Helmes sind zudem im unteren Teil - aus unserer heutigen modernen Sicht eher wahllos angeordnet wirkend - kleinere Lochpaare (bis auf ein einzelnes) angebracht. Auf der rechten oberen Seite der Stirnplatte findet sich ebenfalls noch ein einzeln angebrachtes Loch. Was daran befestigt wurde (je nach Anordnung wäre die Befestigung einer Helmdecke, von Riemen, oder beispielsweise eines Polsters denkbar) bleibt spekulativ. Diese Interpretation wurde "organisch wirkend" gefertigt. Alles wirkt etwas krumm & schief, es gibt sichtbare Hammer- und Bearbeitungsspuren, unzählig unterschiedlich grosse Niete, hier und da kleinere Unsauberkeiten, usw., usw.


    Ich mag den Look sehr und bin dankbar für dieses Stück! Danke an Raino Sommer für dieses "kleine Stück Mittelalter"! Ein weiteres herzliches Dankeschön geht an Mirko Mecke, der mir im Nachgang noch kleinere Anpassungen umsetzte. :thumbup:

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    (Bildquelle: eigenes Bild & pinterest)


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    (Bildquelle: eigene Bilder)

    Oh, sehr schön! Das hab ich noch gar nicht mitbekommen!

    Das Buch werde ich mir - wie die ersten 5 Bände auch schon - schnell besorgen, da sie einen grundlegenden und teils sogar recht fundierten Überblick über die Bewaffnung und Kleidung in der genannten Epoche geben. Quellen werden genannt, etc.

    Einige Bände waren zwischenzeitlich vergriffen und wurden dann (zumindest zeitweise) sogar im dreistelligen Euro-Bereich gebraucht gehandelt. Ich kann diese Reihe von U. Lehnart empfehlen, um sich einen grundlegenden Einblick in die jeweilige Epoche zu verschaffen. 👍

    EDIT: in der Schweiz erst ab 31.10.23 lieferbar.

    Nochmal EDIT: Bei orellfüssli.ch war es doch jetzt schon bestellbar. 😅🍻

    EDIT Nr.3... Nein, doch nicht... erst ab 31.10.23

    Warum nicht mal (wieder) auf Burg Mylau /Vorgtland... ziemlich mittig = alle leiden gleich ^^

    So wie ich es mitbekam, wollte Sina in diesem Jahr mal aussetzen. Schade, aber ich kann es auch verstehen. Wenn es stattgefunden hätte, wäre es vermutlich auch letztes oder nächstes WE gewesen. Man kann nur hoffen, dass es im kommenden Jahr wieder eines geben wird.

    Und ich hoffe darauf, dass Gerd das "Ursprungstreffen" im schönen Frankenwald irgendwann wieder reaktiviert. Darauf hätte ich auch mal wieder richtig Lust.