Beiträge von Patty

    Der Name der mittelalterlichen Schaller soll sich demgegenüber von ital. "celata" (= "Schale") ableiten.

    In mindestens einer deutschen Quelle aus dem 15. ist steht in einer Aufzählung von Ausrüstungsgegenständen etwas von "3 Tscheleden". Damit sollen wohl 3 Schallern gemeint gewesen sein, meinte Andrej mal in einem seiner Videos. Ich frage ihn bei Gelegenheit mal nach der genauen Quelle und was sein Kenntnisstand dazu ist.

    Das ist in den Innsbrucker Stadtrechnungen von 1425 und 1426, wo "drei tscheleren" und "drei tscheleden" genannt werden. Hinsichtlich dieser Nennungen weist Oakeshott darauf hin, dass es sich wohl um eine Verballhornung von "celata" handelt. Interessant ist, dass es zu der Zeit die klassische Helmform, welche wir heute als Schaller bezeichnen, noch gar nicht gab. "Schaller" ist aber auch ein zeitgenössisches Wort des späten 15. Jhd.

    Wie fühlt sich das an wenn man eins auf den Helm bekommt ? Wie laut ist das innen ?

    In HEMA- und Reenactmentkampfzeiten habe ich das nicht als laut wahrgenommen. Es ist eher ein unangenehmes Gefühl, aber eher durch die "Vibrationen" als durch die Lautstärke. Das sind aber Eindrücke vom Fechten mit stumpfen Reenactmentwaffen.

    Die Herkunft der Redewendung wird vom "Schall" abgeleitet, der beim Schlag entsteht. "Schallern" war dementsprechend im frühen 20. Jhd. auch ein Wort für schlechtes/schiefes Singen etc. (laut Brockhaus-Redewendungen ;) ). Das Wort Schall ist auch schon deutlich älter als die Helm-Schaller, laut Duden schon "mittelhochdeutsch schal, althochdeutsch scal". Die Redewendung bezieht sich also nicht auf den Helm.

    Der Name der mittelalterlichen Schaller soll sich demgegenüber von ital. "celata" (= "Schale") ableiten.

    In Bildquellen aus der 1. Hälfte des 15. Jhd. sieht man häufig sehr schwer/voll gerüstete Figuren mit Eisenhüten. Welchem Stand das nun entspricht, ist aber natürlich fraglich - insbesondere da auch wohlhabende Bürger in vielen Städten zum Besitz eines Harnischs (und oft auch mehrerer Pferde) verpflichtet waren.

    In der Literatur stützt sich diese Interpretation eher auf die Ableitung dieser Helmform aus älteren Typen mit geschlossener Brünne (v.a. die vendelzeitlichen, z.B. Valsgärde 8). Die umfassendste Herleitung der Helmform aus älteren Typen ist übrigens der Aufsatz "Der sogenannte St.-Wenzels-Helm" in der Waffen- und Kostümkunde. Der Haken kommt auch nicht nur am Wenzelshelm (dort abgebrochen) vor, sondern z.B. auch an dem aus Ostrow Lednicki. Ob es dazu Bildquellen gibt, weiß ich nicht, dafür habe ich mit FrühMi zu wenig zu tun. Tatsächlich findet sich die Interpretation mit der eingehängten Brünne aber in der waffenkundlichen Literatur, das ist also keine Reenactment-Idee. :)

    Zum Fundgut der Belagerung von Neuss gehören im Übrigen auch lange Messer.

    Da dort aber die unterschiedlichsten Aufgebote eingesetzt wurden, halte ich die Schlussfolgerung, die Funde dem dortigen Kulturraum zu zuschreiben, für mehr als gewagt.

    Ja, problematischerweise ist ein erheblicher Teil der Neusser Funde burgundisch. Da diese Altfunde aber auch hauptsächlich aus den Bereichen stammen (Obertor, Hafen), an denen nachweislich das burgundische Feldlager stand, ist das nicht unbedingt überraschend. Besonders an den Helmen und den Bleihämmern (die sogar z.T. die burgundischen Insignien tragen) sieht man das gut.

    Ulf - ist die Brünierung mit Bienenwachs genauso stabil und mechanisch belastbar wie die mit Leinöl?

    Ich fand sie bisher besser und einfacher anzuwenden, kann aber nur meine Wahrnehmung sein, Einfach mit einem Bienenwachsklotz das warme Werkstück abreiben. Bei Bienenwachs hatte ich im Gegensatz zu Leinöl bisher weniger Kratzer und Absplitterungen.

    Kann es ganz doof gesagt vielleicht einfach sein, dass jemand die unvollständigen Handschuhe auf der Churburg gesehen hat (da fehlen nämlich heutzutage die Finger) und das dann unhinterfragt nachgebaut hat? Würde mich bei den Onlineshops nicht wundern. Die Teile aus dem Link sind aber sowieso nichts für eine historische Darstellung. ;)

    Und was ich noch denke ist, dass es staunenswert ist, dass die Schmiede von damals mit nur ihrem Augenmaß und nicht so genaueren technischen Hilfsmitteln, wie sie den heutigen Schmieden zur Verfügung stehen, trotzdem solch Meisterwerke zustande gebracht haben.

    Ja, wobei die historischen Schmiede natürlich eine größere Erfahrung und intensivere Arbeitspraxis hatten als die heutigen Schwertschmiede. Leider ist durch das (zeitweise) Aussterben des Plattnerns und des Schwertschmiedens auch viel Wissen verloren gegangen. Und das tut es auch weiterhin. Noch in den 50ern konnte eigentlich jeder Dorfschmied feuerschweißen (u.a. für Wagenräder und Werkzeuge wichtig), heute kommt das Thema im Kunstschmiedebereich längst nicht mehr so häufig vor (und wird auch nicht mehr überall gelehrt).

    Es dauert halt bis man so seine Bezugsquellen hat und "buy local" kann man leider meist völlig vergessen.

    Stimmt, kenne ich von Stahl genau so. Wenn der lokale Stahlhändler bei "Baustahl Vierkant 40x40" mit Vierkantrohr ankommt und sich dann wundert, dass man das nicht sucht. "Voll kann man das doch eh nur noch schmieden" - ich glaube, er war da einer großen Sache auf der Spur. ^^ Seitdem bestelle ich sowas nur noch, gut dass ich das Ganze nur für den Eigenbedarf und sehr selten brauche.

    Beim Gendern stört mich vor allem die Penetranz, mit der versucht wird auf den Leser oder Hörer einzuwirken.

    Ich schreibe selbst diverse wissenschaftliche Aufsätze im Jahr und es wurde mir noch nie vorgeschrieben, zwangsweise zu gendern o.ä. Ganz im Gegenteil, die permanenten Äußerungen kommen eher aus der Gegenrichtung.

    Kannst Du und darfst Du gerne tun - aber dann billige bitte auch anderen zu dass sie dasselbe tun und so auch Bücher schreiben.

    Genau das. Und nur weil in einem wissenschaftlichen Beitrag gegendert wird, muss dieses Thema nicht zwingend auch die Intention des Beitrages sein. Der Link oben beschäftigt sich natürlich schon damit. Man könnte aber z.B. auch einen Aufsatz zur Herstellung von Zahnrädern schreiben, in denen man die beteiligten Personen mit gendergerechter Sprache vorstellt. Dort dann das Thema Gendern als Intention des Aufsatzes zu vermuten, wäre dann schon etwas weit hergeholt.

    Interessant finde ich den Bügel zum Einhängen am Gürtel!

    Der ist bei fast allen Originalen vorhanden. Ähnliche Gürtelhaken gibt es teils an Streithämmern. So kann man das Wurfbeil gut tragen.

    Ich gehe davon aus, dass das Wurfkreuz aus dem Wurfbeil entstanden ist. Das spätmittelalterliche Wurfbeil wird nämlich schon ein ganzes Stück früher erwähnt. Es hat ja eine ganz besondere Form und unterscheidet sich deutlich von den Wurfäxten, die man z.B. aus dem Frühmittelalter kennt.

    Letztendlich ist das Wurfkreuz ein Mittelding irgendwo zwischen Hieb- und Fernwaffen. Da es sich aber nicht um eine klassische Fernwaffe handelt, packe ich den Link mal hier rein. 8) Das Wurfkreuz dürfte recht unbekannt sein, Originale werden oft falsch interpretiert:

    Kuriose Waffen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit – Das Wurfkreuz
    von Patrick Tarner Aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit sind teils kuriose und erstaunliche Waffen überliefert, welche jedoch heute kaum mehr bekannt…
    kampfsportmuseum.de

    Mir fällt dazu gleich die Schlacht um Visby ein. Im dortigen Museum sind einige Knochen ausgestellt, die teilweise erhebliche Wunden aufzeigen.
    Ob die mit oder ohne Rüstzeug zugefügt wurden, weiß ich nicht mehr. Aber ggf. wäre das ein weiterer Anhaltspunkt für die Recherche.

    Danke. Erhebliche Wunden, das ist ein Bisschen ungenau, bedeutet das gebrochen Knochen, oder auch sauber durchgeschnitten? Ich vermute beides.

    Alles, sind ja mehrere hundert Verletzungen. In Armour from the Battle of Wisby 1361 ist alles ausgiebig publiziert.

    Mir fällt dazu gleich die Schlacht um Visby ein. Im dortigen Museum sind einige Knochen ausgestellt, die teilweise erhebliche Wunden aufzeigen.
    Ob die mit oder ohne Rüstzeug zugefügt wurden, weiß ich nicht mehr. Aber ggf. wäre das ein weiterer Anhaltspunkt für die Recherche.

    Die Verletzungen konzentrieren sich dort v.a. auf die Beine, da das Gotländische Bauernheer kaum Beinpanzerung trug. Auch dort hat man also die Schwachstellen angegriffen, und nicht auf der Rüstung "herumgedengelt", was ja auch nicht sinnvoll ist.

    Was den Helm angeht - entweder muss es sowas ab und zu schon gegeben haben, oder Bilder wie dieses hier aus der Manesse gehören eher ins Reich der Fabel....?

    https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0638/image,info
    (Quelle: Digitalisat der Großen Heidelberger Liederhandschrift der Uni-Bibliothek Heidelberg)

    Das kann letztendlich auch eine Darstellung sein, welche die Stärke der Dargestellten symbolisieren soll. Man findet das z.B. auch in Schlachtenberichten, wenn bestimmte Personen (meist Ritter) unrealistisch schwere Waffen geschwungen oder sehr viele Gegner niedergestreckt haben sollen. Das geht in eine ähnliche Richtung wie die in solchen Quellen fast grundsätzliche Übertreibung bei der Anzahl der Gegner usw.