Beiträge von Herby

    Eine Belegmappe in dem Sinne haben wir nicht. Auf Nachfrage hat der Mülleimer, den ich Kopf nenne, das meiste gespeichert, was nicht sowieso schon auf den Täfelchen steht, auf denen die (Pilger-)Zeichen liegen. Auf denen sind die wichtigsten Infos vermerkt, Nebst Datierung, Maße des Originals und Aufenthaltsort des Fundes. Auf den "Beipackzetteln", die wir zu den Zeichen etc dazugeben, ist ein Bild des Originals zu sehen und nochmals die Infos vom Täfelchen.
    Und wenn darüber hinaus ein:e Besucher:in noch nerdiger ist als ich, gebe ich eine unserer Visitenkarten mit oder nenne gleich die Literatur, bzw. die/den Autor:in zu dem Thema.

    Ich fürchte auch, dass die/der durchschnittliche Besucher:in mit einer solchen Mappe überfordert wäre. Zumal dann wieder das Problem des Aufenthaltes der Mappe besteht. Wir sind bereits vor einiger Zeit dazu übergegangen, die laminierten Pappkarten gegen lasergravierte Holztäfelchen zu ersetzten. Natürlich ist unser Display-Tisch dadurch immer noch keiner, den ein zeitgenössischer Handwerker des 15.Jh. benutzt hätte. Allerdings Wäre der für die/den modernen Betrachter:in auch weniger interessant. Allgemein besteht dabei ja das Problem, in wieweit das Umfeld der Veranstaltung dem Arbeits- oder Tätigkeitsort entspräche. Als Zinngießer wäre ich in meiner Werkstatt in einem Haus meiner Heimatstatt. Pilgerzeichen würde ich an die entsprechenden Konvente/Kirchen verkaufen und die verkaufen die an Pilger. Und dann auch immer nur ein Motiv. Allenfalls für Aachen zur Zeit der Heiligtumsfahrt ist bekannt, dass dort auch diejenigen die Zeichen verkaufen durften, die sie herstellten.
    Daher ist m.E. nach jedes Display ein Kompromiss zwischen Vermittlungsarbeit und Belegbarkeit.

    tl;dr: Keine Belegmappe, das meiste im Kopf. Bei tiefergehenden Fragen Verweis auf spätere Kommunikation oder gleich auf die Fachliteratur

    Habe gelesen ( weiss nicht mehr wo) am Mantel sind die wohl auch getragen worden.

    Auf den Umhängetaschen (Pilgertaschen) die der Pilger mit seinem Pilgersegen überreicht bekam war zumindest die Jakobsmuschel wohl üblich:
    https://www.pinterest.de/pin/380202393559486932/

    (Detail von St. Jakobus auf der Jakobusrotunde in Komstanz)

    Und zumindest im 13. Jhdt stellt sich mir sonst auch die Frage, wo tragen weibliche Pilger ihr Pilgerzeichen? Die großen Filzhüte mit denen männliche Pilger typischerweise dargestellt werden fehlen zu dieser Zeit bei weiblichen Pilgern noch vollständig im Bildmaterial.

    Ein Beleg für Pilgerzeichen nicht auf dem Hut und Pilgerin (weiblich) findet sich (fürs 15. Jh.) hier:
    https://www.pinterest.de/pin/813955332658881523/

    Da ist das Wilsnacker Pz auf dem Mantel der Pilgerin aufgenäht

    Memo an mich: die Bilder die ich sammele auch mal genauer ansehen!

    Hallo!

    Danke, ein paar der Bilder kenne ich schon, hab mich gefragt, ob ein 6cm Abzeichen evtl an der Gürteltasche tragbar wäre.

    Das wäre mir nicht bekannt. Ich kenne Pilgerzeichen nur vom Hut, auf kleinen Täfelchen (Fund aus Amsterdam nach Köster oder Antwerpen nach Haasis-Berner) und eingenäht in Büchern (in Koldeweij: Pilgrim Badges Painted in Manuscripts: A North Netherlandish Example)

    Hallo!

    Wo ich das gerade im Kopf habe, weiss jemand ob so ein großes Pilgerzeichen Durchmesse 6cm getragen wurde? Wenn ja, wie und woran?

    Vielleicht hat jemand eine Idee?

    Gruß

    Christoph

    Hallo Rumburaqc
    Pilgerzeichen sieht man zumeist am Hut. Auch die großen Pilgerzeichen wurden dort getragen. In diesem Album auf Pinterest habe ich mal ein paar Bilder zusammengetragen:
    Bilder von Pilgern

    Anhand der Bilder kann man ganz gut erkennen, wie groß manches Pilgerzeichen war. So als Maßstab: Das Zeichen mit den drei Kreisen ist aus Wilsnack und 3 x 3 cm.

    Viele Grüße

    Herby

    Es ist zwar kein Abzeichen im eigentlichen Sinne, aber auch ein Pilgersouvenir, das man bisher noch sehr selten sieht - vielleicht mal eine Idee für die Gebrüder Zinngiesser?
    https://www.britishmuseum.org/collection/object/H_2001-0702-4

    Hallo Katharina,

    sowas haben wir auch schon einmal angedacht. Leider hat der Tag nur 24h. Irgendwann schaffen wir das bestimmt einmal, auch sowas herzustellen. Das ist von der Herstellungsart nämlich ganz spannend.

    Allerdings ist unsere Liste auch schon wieder sehr lang, weil regelmäßig Projekte von der Seite kommen und sich zT auch vorne in der Liste einreihen.

    Liebe Grüße

    Herby

    Hallo Herby,

    willkommen im Forum viel Freude hier und bei den Aktioen und Arbeiten als Teil der Gebrüder Zinngießer.

    Kennst du den Ausstellugsskatalog Rhein und Maas - Kunst und Kultur 800-1400 vom Schnüttgen Museum Köln, 1972, ich habe hier leider keine ISBN nummer gefunden.., jedenfalls sind darin Pilgerzeichen von nah und Fern auf den Seiten 146 - 160 beschrieben und abgebildet zu sehen die ggf. intersessant sein könnten.

    Diesen Katalog bekommt manngelegentlich recht günstig.

    Gruß aus Oberhausen

    Hallo Olegsson,

    Danke für den Hinweis, ich schaue mal, was sich da finden läßt. Jedoch gibt es verdammt viele Pilgerzeichen und wenn auch nur 10% davon interessant sind, kommen wir in einer Lebenszeit nicht dazu, alle nachzubauen. Derzeit sind auf Kunera mehr als 18000 Pilgerzeichen gelistet, da hat ein Zeichenmacher viel zu schnitzen 😉

    Für mich sind die Artikel zu den Pilgerzeichen häufig interessanter als die Pilgerzeichen selbst.

    Hay hay,

    Es gibt bei Trippen immer wieder Funde von Geprägtem/Punzierten Lederteilen. Jetzt weden komplett von hand geprägte/Punzierte trippen aber halt richtig teuer. Meine Idee war es mit dem 3d drucker große Punzen/Prägestempel zu drucken um die Kosten für Kunden möglichst gering zu halten. Jetzt hab ich aber moralisch etwas skrupel das anzubieten da es halt nicht "Historisch" angefertigt wurde..... Haltet ihr die Skrupel für berechtigt ?

    Mein gedankengang dazu: es gibt viele Funde von geprägten Trippenledern, die trägt aber keine weil teuer in der herstellung. "billige" geprägte teile könnten abhilfe schaffen, gesamt optik wäre Historischer da mehr leute geprägte trippen tragen......

    Bilder: Von mir Gemacht

    Ganz abgesehen von der ganzen Diskussion hier:
    Biete doch beides an. Die "massengepunzten" und auf Wunsch auch die "handgepunzten" Wenn ich dich richtig verstehe, sind die Handpunzen bei dir eh schon im Schrank (würde mich wundern, wenn nicht ;) ). Dann hast du beide Kundengruppen eingesackt: Die hardcore-LHler wie die "casual"-Marktgeher.

    Die Aussage bezog sich nicht auf meine Ausstattung, sondern auf meine Erfahrung mit Leuten, die meine Handwerkserzeugnisse mitnehmen.

    Dass man das zumeist nicht (fair) bezahlen kann, was dann historisch korrekt hergestellt ist, ist leider klar. Dennoch sind manche bereits genau das auch trotzdem zu tun. Ich kann es (leider) auch nicht.

    Ich muss meinen Vorredner da doch ein Stückweit widersprechen: Es durchaus von Interesse sein, wie das Produkt hergestellt wurde. Das Endprodukt mag richtig aussehen, aber manche Feinheiten gibt's eben doch nur, wenn auch der Herstellungsprozess ebenfalls historisch belegbar ist oder die Werkzeuge die richtigen sind.

    Meiner Erfahrung nach ist es auch für viele Darsteller von Interesse, ob auch der Herstellungsprozess historisch ist.


    Moin,

    ich bin von meinem Talglicht begeistert (auch aus Iljas Produktion, allerdings mit Standfuß).

    Als Brennstoff habe ich Gänsefett (von Weihnachtsbraten) benutzt. Das ging sehr gut. Als Docht verwendet ich einen strammgerollten Leinendocht (vernäht). Die erste Version war länglich (ca 7mm Durchmesser, etwa 5cm lang) und lag in der Schale. Das war ungünstig, mit sinkendem Talgpegel wurde die Flamme immer größer und rußte dadurch mehr. In der zweiten Version ist der Docht dicker, dafür kürzer und kann im Talg stehen (1,5-2cm DM und etwa genauso hoch). Die Flamme ist jetzt stabil in gleicher Größe und rußt nicht mehr so arg.

    Das Gänsefett schmilz schneller. Im Sommer ist es quasi immer flüssig und kann dadurch bequem nachgegossen werden, wenn die Schale sich leert.

    Es gibt generell nicht sooo viel aus dem 13. Jhdt., auf meiner Pilgertasche ist eins das in Dordrecht gefunden wurde und auf 1175 - 1225 datiert wird:

    pilgerzeichen.jpg

    Es zeigt Mariä Verkündigung und als Herkunft wird das Heilige Land vermutet.

    Hallo Katharina, ich habe mir das badge mal genauer angesehen. Unter anderem, weil mir "Heiliges Land" als Herkunftsort spanisch vorkam und habe bei Kunera dein Pilgerzeichen gefunden.

    Laut der Datenbank ist es zwar eine Verkündigung ("Annunciation"), aber aus Aachen und datiert mit 1250-1299 (also 2. Hälfte 13. Jh.). bzw 1099-1263. Wobei mir 1099 definitiv zu früh vorkommt. Allgemein gilt Rocamadour als erster Pilgerort, der Zinn-Pilgerzeichen ausgegeben hat und das ab 1148. Frühere Funde wären mir nicht bekannt.

    Fund Italien K04249
    Fund Dordrecht K06540

    Fund Dordrecht K06542

    Fund Dordrecht K07771 1099-1263 (Datierung fragwürdig)

    Ich werde es daher mit der Datierung "2.Hälfte 13.Jh." mit aufnehmen.

    Könntest du mir noch angeben, woher du das bezogen hast ?