Beiträge von Marc F

    Meine Erfahrung in der Richtung war es, in einen stofflichen zu gehen und nach Leinengarn zu fragen. Die erste Reaktion der Verkäuferin war, es gäbe so etwas nicht und die zweite, ich soll doch einfach Universalgarn nehmen, das wäre bestimmt eh viel besser.

    Eine schöne gegenteilige Geschichte hat mir ein Freund erzählt. Er wollte seine Schuhe neu besohlen lassen und der Schuster hat die Schuhe ohne Fragen angenommen und neu besohlt. Beim abholen wurde mein Freund dann gefragt, ob er über eine Empfehlung bei ihm war, weil wohl sonst auch regelmäßig zwei Leute mit solchen Schuhen bei ihm vorbei kämen.

    Worauf ich raus will ist das man in meinen Augen davon ausgehen kann, dass sich mit der Zeit Modeströme auch in die breite Bevölkerung durchgesetzt haben. Das ist ja heute auch nichts anderes wenn ein Star/Sternchen was neues trägt und es sich nach und nach in der Mode verbreitet.

    Zu genau dem selben Thema hatte ich vor kurzem ein Gespräch. Dort ging es um Kaftane und das diese komplett aus Seide waren. Da es aber eben auch Funde gibt, die nur Seidenfragmente aufweisen, habe ich darauf verwiesen, dass hohe Mode sehr gerne von „unteren Schichten“ mit den finanziell gegeben Mitteln kopiert oder imitiert wird. Somit wäre auch Kaftane aus Wollstoff mit Seidenapplikationen durchaus plausibel.

    Da ich dazu allerdings nur Querverweise und keine festen Quellen nutzen kann, ist es natürlich spekulativ und das sage ich dann auch deutlich dazu.

    Bei dem Thema kommt es meines Erachtens nach auch darauf an, was genau man vermitteln möchte. Möchte man das „typische“ Bild eines gewissen Standes in einer gewissen Region darstellen, sollte man Kompromisse auch ein absolutes Minimum beschränken und das auch nur, wenn es anhand der Quellenlage notwendig ist. Und in dem Fall sollte man auch so regional wie möglich bleiben und das dem Publikum auch so erklären.

    Möchte man wiederum den Fokus der Vermittlung gerade auf einen solchen interkulturellen Austausch legen, ist es durchaus legitim, auf Grundlage von Quellen auch überregional einzelne Stücke zu mischen. Aber dazu ist dann natürlich auch der Stand zu wählen, der es sich leisten konnte, das zu tun. Und auch hier sollte das Publikum gezielt darauf hingewiesen werden.

    Als Beispiel dafür:

    Meine Birkadarstellung ist ein wohlhabender Händler und auf Basis von Grab 644 ist es legitim, auch Einflüsse aus z.B. Ungarn mit einfließen zu lassen. Da stimmt allerdings sowohl der Stand, als auch die Fundlage. Trotz allem weise ich aber eben darauf hin, dass es kein typisches Bild eines „normalen“ Schweden zu der Zeit war.

    Für meine Darstellung als einfacher Nordwestslawen werde ich solche Einflüsse vermeiden, da ich ein allgemeineres Bild vermitteln möchte. Auch wenn die Quellenlage da nicht ganz einfach ist.

    Da gehts nicht um Forschung😅 er macht in der Regel moderne Messer und verwendet den Stahl, weil er sehr gute Eigenschaften hat. Dass man das Material auch für Living History nutzen kann, kam ihm erst durch meine Anfrage

    Aber klar ging es jetzt weniger darum. Ich finde moderne Werkzeuge durchaus nicht problematisch. Wo sollte man da auch die Grenze ziehen. Für meine Näharbeiten nutze ich auch moderne Nadeln.

    Gerade im Bereich Eisen/Stahl ist es für „normale“ Darsteller kaum möglich das zu finanzieren. Wie du gesagt hast, es gibt zwar Raseneisenerz, oder auch schon ausraffinierten Stahl zu kaufen, aber das wird sehr schnell sehr teuer.

    Ein befreundeter Schmied hat einen schönen Mittelweg gefunden. Er stellt selbst Raffinierstahl her, allerdings pulvermetallurgisch. Es ist zwar ein moderner Werkstoff, zeichnet aber wie historischer Stahl. Das Material ist zwar trotzdem deutlich teurer als ein moderner Monostahl, aber immer noch weit von den Preisen entfernt, den man für historisch produzierten Raffinierstahl bezahlen muss.

    Reiner Ich habe den Fundbericht nochmal genauer gelesen, leider aber nur etwas über die verwendete Lederart gefunden. Demnach werde ich wohl Rind verwenden. Kannst du mir eventuell einen Rat zur Materialstärke geben? Gerne, sowohl zur Sohle aus Rind, als auch zum Schuhkörper aus Ziege.

    Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, da es auch viel mit der persönlichen Präsenz zu tun hat. Aber mal, für welches Kleidungsstück soll der Stoff sein, für welche Jahreszeit und wie ist dein eigenes Temperaturempfinden. Ich zum Beispiel komme mit kälteren Temperaturen besser klar als mit warmen. Daher verwende ich für eine Sommertunika aus Wolle maximal 300g/m. Für den Winter reicht mir auch eine mit 400-500g/m in Verbindung mit einem Rechteckmantel.

    Da man, gerade als Anfänger, durch die Stoffproben wirklich kein besonders gutes Gefühl für das spätere Kleidungsstück bekommt, würde ich dir empfehlen auf einer hochwertigen Veranstaltung nach einem Stoffhändler Ausschau zu halten und Größe Stücke Stoff von der Bahn in die Hand zu nehmen, oder bei sehr guten Darstellern ins Gespräch über deren Kleidung zu kommen.

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    Quelle: Die Brandenburg im slawischen Mittelalter- Klaus Grebe, Kerstin Kirsch, Stefan Dalitz, Sibylle Hogarth

    Die Schuhe um die es geht sind Nummer 6 auch der rechten Seite.

    Entschuldigt bitte noch mal, dass ich das Bild zuerst ohne Quellenangabe eingestellt habe.